Genre: EBM, Electro
Release: 2019
Homepage: https://www.facebook.com/elmelectro
Der Titel Extreme Unspoken Tension deklariert nach drei Jahren das zweite Solo-Album des ehemaligen Restricted Area Frontmann Peter Elm, oder auch einfach und besser bekannt unter Elm. Der schwedische Künstler war mit seiner Gattin bereits seit Mitte der 1990er Jahre mit zuletzt genannter Band aktiv und veröffentlichte mehrere Alben, die einen Spagat zwischen Oldschool EBM, modernem Techno sowie brachialem Electro schufen. Trotz der Vielzahl an Veröffentlichungen sowie einer Menge Live-Auftritte schaffte es das Projekt leider nie so wirklich aus dem Underground heraus zu treten. Mit seinem Solo-Projekt taucht er nun tiefer in klassische und durch schwedische Bands definierte EBM-Gefilde ein und zeigte bereits mit dem Vorgänger Hardline wie gut er puristischen EBM dynamisch und mit einer gewissen Härte zur Geltung bringen kann. Ein Vergleich mit Spetsnaz liegt hier recht nahe. Nun ist also das zweite Album kürzlich beim renommierten belgischen Label Alfa Matrix in einer wieder mal voll bepackten 2CD Variante erschienen und beinhaltet auf dem eigentlichen Album (CD1) dreizehn neue Tracks mit fünfundvierzig Minuten Gesamtdauer. Die gleiche Anzahl und Spieldauer findet sich ebenfalls auf der Remix-CD, wobei jeder Song eine andere Variante erhielt. Man kann sich also aussuchen, welches nun das bessere Album ist. Nichts desto trotz wird es Zeit sich das Ganze mal genauer anzuhören.
Den Anfang macht "Redemption" mit zunächst epochal atmosphärischen Effekten, bis nach kurzer Zeit eine deftige Synth-Sequenz nach vorne prescht. Zusätzlich gesellen sich überraschend orchestrale Elemente hinzu sowie clubbige Beats. Auch die mysteriösen Bell-Klänge wissen zu gefallen und runden Song ab. Klar gesprochene Vocals sorgen zusätzlich für ein volles Klangbild. Imposanter Auftakt.
"Apocalypse 20160703" beginnt mit melancholischen Piano-Akkorden sowie dezent nachhallenden Effekten. Ein gemächlicher Breakbeat sowie dunkle Bass-Synths begleiten den Track passend zu Elm's dystopisch gewählten Texten, welche abermals sehr clean gesprochen sind. Dieser Song offenbart eine komplett andere Seite des Künstlers und lässt auf eine Menge Gedankengänge und Herzblut im Rahmen der Komposition schließen.
Daraufhin offenbart "Death Of The North" zunächst weitere zischende Effekte, bis nach kurzer Zet ein brachialer EBM-Beat aus dieser Nummer heraus bricht und rapide Sequenzen dafür sorgen, dass kein Bein auf dem Boden bleibt. Hinzu kommen klassische Shouts im schwedischen EBM-Stil und ein nach vorne preschender Sound, der Druck macht. Coole und selbstbewusste Nummer.
Mit dumpfen Beats und dezenten Hats macht "Cut You Down" weiter bis daraufhin eine klassische EBM-Bassline im Spetsnaz-Stil den Ton angibt. Auch hier kommen wieder typische und passende Shouts zum Tragen. Das Zusammenspiel ist simpel, jedoch effektiv. Vor Allem der Variationsreichtum eindringlicher Drums weiß durchgehend zu überzeugen.
Mit spielender Rhythmik macht daraufhin "Deathbed Love" weiter und erinnert in Anbetracht dunkler und variationsreicher Bass-Synths sowie der deutlich gesprochenen Vocals an Nitzer Ebb. Weitere Sequenzen überlagern das Ganze gekonnt und auch die zusätzlichen Effekt-Vocals passen gut in den Mix. Coole Nummer.
Auch bei "Mindgame" bleibt die Linie klar und die EBM-lastige Bass-Sequenz ändert ihre Tonalität nicht sonderlich. Die Beats wirken dabei relativ minimalistisch, jedoch voluminös zur Geltung gebracht. Die im Hintergrund verhallenden choralen Pads gliedern sich atmosphärisch gut ein und auch die Vocals setzen vom Timing her passend an. Ebenfalls ein sauber abgemischt und gut umgesetzter Track.
"Altitude 100" sorgt für atmosphärische Abwechslung und lässt Hörer Zeit zum Durchschnaufen und Genießen einiger orchestraler Klänge und schön umgesetzter Synth-Pads. Seichte Gesangs-Passagen und einige Vocoder-Elemente gliedern sich zusätzlich hinzu, sind streckenweise jedoch ein wenig zu viel des Guten. Im Hintergrund bleiben ruhige Drums und eine Bass-Sequenz straight. Schöner Zwischenstopp.
Daraufhin beginnt "Distracted" mit einem gesprochenen Apell, bis daraus ebenfalls wieder eine brachiale EBM-Nummer heraus bricht. Dabei wirkt die Bassline relativ wild, während vor Allem die Vocals klasse zur Geltung kommen. Die Drumbeats bleiben straight. Der gesamte Track ist jedoch extrem sprunghaft, so dass sich der Hörer erst einmal daran gewöhnen muss, was streckenweise leider etwas schwierig erscheint.
"Thoughtcrime" entpuppt sich relativ schnell als schranziger Club Techno-Song, bei dem eine monotone Bassline bestehend aus wenigen Tönen und ein straighter Beat nach vorne preschen. EBM-lastiger wird es als sich einige zusätzliche Sequenzen sowie rauhe Shouts hinzu ergänzen. Gesamtheitlich jedoch eine etwas schwer verdauliche und schwierig zu greifende Nummer.
Weiter geht es mit "Switching Addictions" und teils abgehackten Bass-Sequenzen, die im Laufe der Zeit immer mehr an Fahrt gewinnen. Die Leads sowie die abwechslungsreich gestaltenen Percussion-/Drum-Elemente kommen stark und kreativ zur Geltung. Auch die ab und an nachhallend einsetzenden Shouts passen gut in den Gesamt-Mix. Eine durchgehend sehr coole Nummer!
Der darauf folgende "War Machine" liefert nach eingänglichen Samples wieder eine dicke EBM-Bassline und verspielte sowie tanzbar straighte Drumbeats. Der Mix und das Arrangement sind hier sehr klassisch und kommen gut rüber. Auch die passenden Vocals sorgen in ihrer dystopischen Ansage für ein wilkommenes Element. Der Track macht Spaß und zeigt Elm nach wie vor von seiner coolen Seite.
"Violent Heart" setzt daraufhin wieder mit straighten Drums und verspielten Hat-Elementen an, während klar geshoutete Vocals und eine zögerliche Bassline den Track umhüllen. Der Song spielt streckenweise mit dem Hörer und entfaltet sich Stück für Stück immer weiter. Eine interessant umgesetzte Herangehensweise.
Daraufhin endet dieses brachiale EBM-Feuerwerk mit "Smother Box" und zunächst einigen cineastischen Effekten, bis daraufhin wieder eine volle Bass-Sequenz, harte Shouts und straighte Drums das Ganze wie gewohnt abrunden.
Fazit:
Elm bleibt auch mit seinem zweiten Album seinem Stil nach wie vor treu, hat sich jedoch in einigen Facetten auch merklich weiter entwickelt. Während die Tracks auf Hardline sich alle noch zu sehr ähnelten, erlebt der Hörer auf Extreme Unspoken Tension deutlich mehr Abwechslung. Gleich geblieben ist die brachiale EBM-Gangart sowie das klassische Arrangement, allerdings überraschen einige Tracks durch etwas mehr orchestrale sowie atmosphärische Anteile. Die Vocals kommen ebenfalls durchgehend stark zur Geltung und die Lyrics wissen von ihrer Message her authentisch zu überzeugen. Die Musik liefert ein typisches Klangbild zwischen Spetsnaz & Nitzer Ebb und erfindet das Rad dadurch nicht neu. Der Mix und das Gesamtkonzept sind jedoch durchgehend sauber und als Hörer sowie DJ macht man keineswegs etwas verkehrt wenn man bei diesem Album zugreift, auch wenn der ein oder andere Track etwas schwächelt und die Tonalität wenig variiert.
Lieblingstrack: Switching Addictions
Bewertung: 8(,5)/10
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