18.12.2019

Spark! ‎– Chaos


Genre: EBM, Electro, Synth Pop
Release: 2019
Homepage: https://www.facebook.com/sparksomfan/

Was gibt es schöneres als das Review-Jahr mit einer sehr erfolgreichen, vertrauten und gern gesehenen Band abzuschließen?! Wenn zwei schwedische Sympathisanten über lange Zeit an neuer Musik schrauben und ein Album planen, dann hat dies auch meist eine essenzielle Grundlage aufzuweisen. Die Rede ist hier von niemand geringerem als dem stets agilen EBM-Duo Spark!, welche sich aus Mastermind Mattias Ziessow & Sänger Christer Hermodsson zusammensetzt. Das Projekt selbst existiert nunmehr bereits seit zwölf Jahren und weist vor Allem seit dem Sängerwechsel Mitte diesen Jahrzehnts eine steile Erfolgskarriere nach. Die letzte Auskopplung Maskiner, welche einen grandiosen Spagat zwischen EBM & Synth Pop schaffte, hievte die Band aus dem Underground heraus und fast direkt an den Szene-Olymp, so dass Spark! nicht nur eingefleischte EBM-Fans sondern auch eine Menge außenstehender Leute begeistern konnten. Es folgte ein Auftritt nach dem Anderen und jede große wie auch kleine Bühne wurde im Sturm erobert. Der Konzeptwechsel bewegte sich in Richtung einer eindrucksvollen, mit Salpstick-Humor besetzten Zirkus-Show sowie stets kreativen und wechselnden Ideen. Der Sound blieb fett und preschte mit jedem Song gut nach vorne. Nachdem die beiden Protagonisten mit ihrem Clown-Image mittlerweile ein mehr als eingespieltes Duo sind, war es nur eine Frage der Zeit bis ein weiteres Album das Licht der Welt erblicken durfte. So geschah es also kürzlich, dass abermals das familiäre schwedische Label Progress Productions mit Chaos das bis dato sechste Spark!-Album veröffentlichte. Das schön gezeichnete Cover-Artwork ist eindeutig und läd das Publikum auf diesem Weise zum EBM-Zirkus ein. Imposanterweise hat sich auch der Schriftzug deutlich verändert. Das Projekt lebt eindeutig vom Wandel. Das Album selbst ist mit neun darauf befindlichen Tracks und einer Gesamtspieldauer von etwas über fünfunddreißig Minuten leider etwas dünn beseelt, wer Glück hatte konnte sich jedoch die bereits ausverkaufte 2CD-Variante mit vier zusätzlichen Songs besorgen. Nichts desto trotz zählt bei der Musik Qualität vor Quantität, in diesem Sinne: Manege frei für Spark!.

Bei "Släpp In Mig" geht es von Beginn an mit fetzigen Bass-Synths und voluminösen Klängen ans Eingemachte. Die Drumbeats treiben entsprechend knackig den Song voran, während Christer's klare und mittlerweile rauher gewordene Gesangs-Einlagen in charmantem schwedisch sich passend hinzu ergänzen. Ein klassischer Spark!-Song bei dem kein Bein auf dem Boden bleibt. Zur Mitte hin gibt es noch einige verspielte Leads sowie imposante Effekte. Die gesamte Nummer ist abermals ein Floorstomper und beinhaltet alles was zu einem guten Song des Projekts dazu gehört. Darüber hinaus hat das Ganze in seiner Klanggestaltung schon einen gewissen Dreampop-Touch, welcher dieser Tage eine rege Beliebtheit aufweist.
Der darauf folgende "Jag Vet Vad Du Vill" beginnt zunächst mit einigen zurückhaltenden Bass-Sequenzen, ebnet nach kurzer Zeit jedoch ebenfalls treibende Drum-Beats und ein abwechslungsreiches Arrangement mit einer Menge klanglicher Facetten. Auch die etwas verklärten Lead-Sequenzen zur Mitte hin weisen eine Menge Imposanz auf. Die Gesänge kommen voll zur Geltung und variieren ebenfalls innerhalb ihrer Darbietung. Eine sehr eigensinnige Nummer, die jedoch perfekt ausgeklügelt und raffiniert ausgearbeitet wirkt.
Der gleichnamige Albumsong beginnt mit düsteren Sequenz-Einlagen, überraschenden deutschen Lyrics umgarnt von Synth Pop-Vocals sowie im Hintergrund verhallende Sci-Fi-Effekte. Der Track baut sich stückweise aus einzelnen, clubbigen Elementen auf, scheint sich aber selbst streckenweise etwas auszubremsen. Der Refrain ist ebenfalls untypisch für die Band, macht auf die dargebotene Art und Weise jedoch eine Menge her. An sich eine schön umgesetzte Nummer mit kritischer Message, welche mal eine ganz andere Facette der Band aufweist.
Der darauf folgende "Tva Mot En" wurde im Vorfeld bereits veröffentlicht und stellt einen gigantischen Floorstomper mit steiler Entladungsphase dar. Die Bassline sitzt perfekt und die Drums laden von Grund auf zum Tanz ein. Hier haben die Vocals einen etwas dunkleren Touch und wissen sich gut in den Instrumental-Teil zu integrieren. Ein absolut Hit-verdächtiger Song, welcher von Anfang bis Ende alles richtig machte und den Hörern die volle Spark!-Bandbreite entgegen hämmert!
Auch "Cause And Effect" wurde kürzlich mit überaus eindrucksvollem Musikvideo im Vorfeld veröffentlicht und steigerte die Lust und Laune auf Chaos deutlich. Die Bass-Synths sind dabei äußerst verspielt, gliedern sich fett in die übrigen Lead-Elemente mit ein, während die Drums nach wie vor treibend nach vorne preschen. Ebenfalls ein starker und Hit-verdächtiger Song mit englischen Lyrics, begleitet von starken Gesangseinlagen. Nun ist auch klar, warum auf dem Album-Cover sowohl die schwedische, deutsche wie auch britische Flagge gehisst wurde.
Mit schrilleren Leads setzt "DNA" zunächst nach, während die Bassline dieser etwas militanteren Nummer eine Begleiterscheinung darstellt. Der Track wirkt experimentierfreudig und weist einige beeindruckend facettenreiche Zusammenspiele unterschiedlicher Tonalitäten auf. Die Nummer ist knackig, die Vocals kommen stark und alles in allem ist der Track eine durch und durch runde Sache, welche von Anfang bis Ende Spaß macht!
Mit der nächsten rapid treibenden Bassline setzt "Snabbare Och Högre" nach, während darauf folgend krachige Electro-Beats den Track nach vorne preschen lassen, nur um anschließend wieder in Ruhe zu verharren. Christer sorgt dabei erneut mit schwedischen Lyrics und dynamischen Vocals dafür, dass der Track immer weiter an Fahrt gewinnt. Das Arrangement ist abwechslungsreich und beinhaltet so einige Spielereien. Auf diese Art und Weise sorgt auch diese Nummer, dass der Track erfrischend anders wirkt und sich dennoch der typische Spark!-Sound darin wieder findet. Sehr schön!
"Stalgra Himmel" spielt mit Leads und Bass-Synths gleichermaßen und regt die Spannung von Beginn an, die Vocals treten hier eher gesprochen in Erscheinung und alles in allem hat das Arrangement dabei schon etwas von Breakbeat mit poppigen Alüren. Der Track ebnet der Hörerschaft einen coolen Flow und sorgt sogar mit einigen Gitarren-artig klingenden Samples im Hintergrund für einen Überraschungs-Effekt. Ein wirklich schön inszenierter Song, der zu überzeugen weiß!
Das Ende dieses grandiosen Machwerks liefert zunächst mit minimalistischen Tönen "Klara Färdiga Ga". Doch der Minimalismus täuscht hier, denn nach kurzer Zeit zeigt der Track sogleich, dass es sich um einen lupenreinen EBM-Song der alten Spark!-Schule handelt. Fette Beats, eine fette Bassline mit verspielter Tonalität sowie ein schöner Aufbau unterschiedlich stilistischer Elemente. Das Arrangement ist abermals wahnsinnig ausgeklügelt und die Vocals gliedern sich zu perfekten Zeitpunkten sehr schön eingesungen mit ein. Eine tolle Nummer, die einen genialen Abschluß eines genialen Albums darstellt!

Fazit:
Das hier vorliegende Album ist das perfekte Beispiel wie Vielfältig EBM ausfallen kann. Auf Spark! ist von Grund auf einfach Verlass und man kann fast schon behaupten, dass Chaos das bislang beste Album der Band ist. Auch wenn die Gesamtspieldauer etwas kurz erscheint, ist jeder einzelne darauf befindliche Song ein wahres Erlebnis und entführt den Hörer in die klangliche Sphären, die eine tolle Atmosphäre liefern. Das komplette Album macht von Anfang an alles richtig und zeigt, dass diese Band ein unvergleichliches und eigensinniges Klangbild zum Besten gibt, welches makellos in Erscheinung tritt und dennoch eine gewisse Rauhheit an den Tag legt. Ein Zirkus der zum Tanz einläd und dafür sorgt, dass das Publikum den Blick von der Manege nicht mehr abwenden möchte! Sensationell, grandios, fantasik!

Lieblingstrack: Tva Mot En

Bewertung: 10/10

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