22.01.2020

Holon ‎– Trust The Machine


Release: Synth Wave, Electro, Dark Ambient
Release: 2020

Das erste Review des neuen Jahrzehnts startet unverhofft mit einer erneuten Veröffentlichung des kanadischen Klangtüftlers Mark Rydyger aka Holon. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts begeisterte er Jahr für Jahr mit einem Album nach dem Anderen und schaffte es mit seinen letzten beiden Veröffentlichungen in die Jahres-Top 10 von Mensch-Maschinen-Musik. Das ist auch kein Wunder, denn all seine Tracks wissen durch komplexe und fein ausgearbeitete Klangvielfalt zu begeistern und entführen den Hörer in sphärische Welten. Kaum ins neue Jahrzehnt gestartet wartet mit Trust The Machine bereits sein achtes und neuestes Studio-Album darauf verinnerlicht zu werden. Es ist erstaunlich in welch einem Tempo der Künstler ein ums andere mal ein neues Album mit steigender Erwartungshaltung fabriziert und veröffentlicht. Auch dieses beinhaltet wieder zwölf neue Tracks mit einer klassischen Spieldauer von knapp einer Stunde. Das Album erschien erneut beim hauseigenen Label Subatomic Audio und kann ausschließlich digital erworben werden. Das sollte den geneigten Hörer jedoch nicht daran hindern, die Sache mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Den Anfang macht der Titel "The Observer" und startet abrupt mit sphärischen Synth Wave-Melodien und retro futuristischen Sound Samples, die an einen Blade Runner Soundtrack erinnern. Zudem kommt noch eine Oldschool-lastige Bassline zur Geltung, während einfach gestrickte Drum-Elemente für einen fein abgestimmten Rhythmus sorgen. Auf diese Art baut sich der Track Stück für Stück auf vertraute Weise auf, zeigt jedoch bereits zu Beginn einige neue deutlich Synth Wave-lastigere Einflüße des Künstlers.
Mit "Against All Odds" wird es daraufhin etwas dumpfer als dunkle Bass-Synths in Kombination mit verspielten Beep- und Lead-Sequenzen für einen umhüllenden Klang sorgen. Zudem kommen einige schöne Stereo-Effekte sowie gut sitzende Breakbeats zur Geltung. Eine Nummer, welche von Beginn an gelungen unter die Haut geht und ein anmutiges Gesamtbild liefert. Unterschiedliche Facetten sowie Stilistiken der elektronischen Klanggestaltung kommen intensiv zur Geltung und schaffen so eine wohl klingende Atmosphäre.
Der gleichnamige Album-Titel beginnt mit deutlich hochtönigeren Sequenzen und starken Melodie-Anteilen. Der Track ist entsprechend gemächlicher und sorgt in Kombination mit im Hintergrund verhallenden Bass-Synths sowie experimentellen Drum-Elementen für einen groovigen Sound. Hinzu kommen noch voluminös sphärische Pads, welche den Hörer komplett umhüllen und für eine rege Begeisterung im Rahmen der dargebotenen Klangkulisse sorgen. Wirklich ein ums andere mal ein sehr schöner Track!
"In The End It Was Worth It" weiß mit cleanen und melodischen Lead-Sequenzen sowie einer straighten Bassline und treibender Drum-Rhythmik einen äußerst maschinell wirkenden Track zur Geltung zu bringen. Diese technoide Nummer wirkt sehr futuristisch und schafft es ebenfalls ein komplett eigensinniges Charisma zur Geltung zu bringen. Eine aus komplex tonalen Zusammenhängen gut sitzende Nummer, welche auf breiter Ebene zu überzeugen weiß.
Nun folgen mit "On The Run" weitere sphärische Klänge und Glitch-behaftete Pads. Zudem kommen starke Drum-Rhythmiken und technoide Melodie-Anteile zur Geltung. Der Track weiß durch einen komplexen Zusammenschluss sowie einer dystopischen Soundkulisse zu gefallen und erneut andere Facetten des Künstlers gekonnt zur Geltung zu bringen.
"Patterns In Time" beginnt als sphärische Dark Ambient-Nummer mit LFO-getriggerten Synth-Flächen sowie sich langsam aufbäumenden Lead-Sequenzen. Hier greifen unterschiedliche Tonalitäten gekonnt ineinander und sorgen so für eine Anhebung des Spannungs-Bogens dieser dystopischen Sci-Fi-Nummer. Nach kurzer Zeit wird der Track noch ergänzt durch eine treibende Bass- und Drumline um das Ganze weiter abzurunden.
Mit weiteren wavigen Synth-Anteilen und technoiden Sequenz-Spielereien legt "Some Things Will Have To Change" ab der zweiten Hälfte noch Einen drauf. Hier begeistern vor Allem die amtosphärischen Pads, die sich mit jedem neuen Loop ins Trommelfell schleichen, während gemächlich ein Element nach dem anderen ergänzt wird. Eine sehr schöne Nummer, die einige Überraschungen bereit hält, äußerst verträumt wirkt und sich Stück für Stück immer weiter aufbäumt.
Mit "The Quiet Whisper Of An Ancient Machine" wird es wieder äußerst ambient und zurückhaltend. Die gemächliche Nummer stellt den längsten Track des Albums dar und sorgt durch weitläufige Pads und verträumte Melodien zum Genießen und Zurücklehnen.
Auch "The Long Journey Ahead" setzt mit entsprechender Tonalität und weitläufig atmosphärischen Pads sowie einer Planierraupen-artigen Bassline weiter an. Dezente Bassdrums schaffen eine umhüllende Tiefe und sorgen für eine tanzbare Rhythmik dieser äußerst sphärischen Nummer. Etwas mehr Action kommt auf, als noch einige Leads darüber gelayert werden und die melodiösen Anteile mehr in den Vordergrund geraten. Ein sehr abwechslungsreicher Track, der auch gern mal mit Tempo-Wechsel spielt.
"Vault Of The Seeker" wirkt ebenfalls verträumt ambient und von Beginn an ziemlich ruhig. Die Drum-Anteile gehen hier etwas unter, während der Fokus in erster Linie auf melodiöse Leads und weitläufige Bass-Pads liegt. Der Track spannt den Hörer über lange Zeit auf die Folter und wirkt wie ein weit ausgedehnter Filler.
Bei "Getting Closer" handelt es sich nicht etwa um ein Nitzer Ebb-Cover, sondern um eine eigenständig futuristische Nummer mit weiteren verspielten und sich gemächlich aufbäumenden Sequenzen. Währenddessen sorgen dezente Drum-Anteile für anwachsende Spannung und treiben den Track langsam nach vorne. Hier kommen starke Breakbeat-Elemente zur Geltung, während der instrumentale Gesamt-Mix seine eigene philosophische Tiefe in den Vordergrund stellt. Äußerst interessant das Ganze!
Den Abschluß dieses Albums macht noch "Slow Down And Breathe", dessen Titel Programm ist. Eine äußerst sphärische und spacige Nummer, die sich in erster Linie auf verträumte Sequenzen und weitläufig atmosphärische Pads konzentriert. Schön anzuhören.

Fazit:
Mit Trust The Machine veröffentlicht der Künstler sein bisher ambientestes und Wave-lastigstes Album bisher. Alle zwölf darauf befindlichen Tracks zeigen erneut neue klangtüfftlerische Seiten und bis dato noch unbekante Einflüße von Holon. Auch hier beweist der Kanadier wieder ein sehr feines Händchen und weiß schöne Soundkulissen gelungen zur Geltung zu bringen. Allerdings fehlt hier im Vergleich zu den Vorgänger-Alben fast gänzlich die Energie und es sind auch einige elementare Anlehnungen vergangener Nummern festzustellen. Die Ausarbeitung ist jedoch ein ums andere mehr mal mehr als gelungen und sorgt dafür, dass auch Hörer dieses Albums begeistert sein werden. Jedoch ist es in Anbetracht der bisherigen Veröffentlichungen ein relativ schwaches Holon-Album, da die Messlatte mittlerweile ziemlich hoch gesetzt wurde. Nichts desto trotz eine weitere Auskopplung, die man sich als liebender Synth-Fetischist gerne zu Gemüte führen darf.

Lieblingstrack: Against All Odds

Bewertung: 9/10

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