24.01.2020

Croona ‎– Nobody Loves You


Genre: Electro-Industrial, Synth Pop, Future Pop, Hellectro
Release: 2020

Fredrik Croona ist ein bereits seit zehn Jahren mit mehreren Projekten unermüdlicher schwedischer Elektro-Künstler moderner Stile. Seine Anfänge mit Project Rotten lieferten schroffen Hellectro, mit Cynical Existence trat er als Sänger einer Industrial Metal Band bei und Solo veröffentlicht er seit geraumer Zeit Musik zwischen Synth Pop und Electro-Industrial. Bereits vor zwei Jahren erschien ein interessantes Debut-Album seiner neuesten Projektbezeichnung, welche sich schlicht und ergreifend einfach nur Croona nennt und damit landete er auch noch direkt beim renomierten Label Infacted Recordings. Beim gleichen Label wurde kürzlich zu Beginn diesen Jahrzehnts pünktlich zwei Jahre später sein zweites Album mit dem plakativen Titel Nobody Loves You veröffentlicht und beinhaltet wiederum zwölf neue Tracks mit knapp über vierzig Minuten Spielzeit. Beim Lesen der Titel sowie der Betrachtung des drastisch anmutenden Cover Artworks wird einem schnell klar, dass es sich inhaltlich hierbei um ein ziemlich misantrop und melancholisch anmutendes Album handeln muss. Ein neues interessantes Gesamtpaket wartet also nun darauf gehört und genauer unter die Lupe genommen zu werden!

Den Anfang macht der Titel "Dissolve" mit schönen Piano-Klängen und weit aufmachenden orchestralen Violin-Samples. Nach kurzer Zeit sorgt ein gemächlicher Beat für eine entspannte Rhythmik, während verträumte Bell-Klänge und schöne Lead-Melodien weiter Fahrt aufnehmen. Darüber hinaus erfährt der Song einige stimmige Gesangseinlagen sowie einen positiven Gesamtmix. Sehr gelungener Einstieg.
Etwas technoider geht es weiter mit "Leave Me Alone" und neben verspielten Sequenzen sowie clubbigen Beats kommen einige animalische Samples gelungen zur Geltung. Auch dieser Track wird wieder umhüllt von voluminösen Synth Pop-Gesängen sowie einigen zusätzlich röchelnden Einlagen. Die Breaks kommen mit sphärischen Melodien ebenfalls gut rüber und Alles in Allem wirkt auch dieser Track stimmig und professionell.
"Control" beginnt melodiös und mit passend einsetzenden Reverb- und Delay-Effekten behaftet. Auch die Vocals klingen ausschweifend. Etwas EBM schleicht sich hier in Form einer Planierraupen-artigen Bassline ein, während zusätzliche Leads und hochtönige Elemente für ein kleines Kontrastprogramm sorgen. Ebenfalls eine sehr stimmige und in sich geschlossen gelungene Nummer, welche einige neue Facetten des Künstlers zur Geltung bringt.
Daraufhin beginnt "Dare To Die" zunächst mit einigen verqueren Samples, während nach kurzer Zeit stark tragende Leads sowie ein clubbiger Future Pop-Beat den Ton angeben. Die Gesangseinlagen kommen dabei vergleichsweise ruhig zur Geltung, während der restliche Track mit einem ziemlich schnellen Tempo Fahrt aufnimmt. Eine eher unruhigere Nummer, welche eine Menge Elemente beinhaltet und dadurch auch relativ dick aufträgt, dies wurde jedoch ebenfalls schön umgesetzt.
Als nächstes folgt mit "Mother Of Tears" ein Track, welcher mit choralen Samples und sanften Bell-Klängen beginnt, nach kurzer Zeit jedoch in gleich rapidem Tempo wie der vorherige weiter macht. Zudem klingt Alles etwas düsterer und an Hand der dicker auftragenden Drum-Elemente könnte man hier von einer Mischung aus Future Pop und Hellectro sprechen. Die gesamte Nummer ist rein instrumentell und auch etwas experimentell umgesetzt und sorgt hier und da für einige Überraschungen. Sehr interessant.
"Crawl" ist ebenfalls nicht langsamer und hier kommen vor Allem die Hellectro-Wurzeln an Hand der Vocals deutlich zum Tragen. Zudem wird hier mit variablen Beats und netten Stereo-Effekten gearbeitet. Auch diese Nummer wirkt relativ unruhig, weiß jedoch auf Grund der harmonischen Tonalitäten zu überzeugen und bringt vor Allem starke Leads- und Bell-Klänge zusammen.
Zusammen mit der hübschen belgischen Sängerin Lis van den Akker wurde der Track "Where Ends Meet" aufgenommen. Hierbei handelt es sich um eine anmutige Synth Pop Nummer, die durch weitläufige Pads, verspielte Melodien sowie sanfte Beats zusammengesetzt ist. Darüber hinaus kommen die tollen Gesangseinlagen der Sängerin wirklich stark rüber und sorgen dafür, dass dieser Track unter die Haut geht. Wunderschön!
Mit "When You're Gone" kommen zunächst einige fiepsige Sequenzen zum Einsatz, während nach kurzer Zeit eine straighte Bassline sowie einfach gestrickte Beats für eine gekonnte Electro-Nummer sorgen. Voll klingende Leads und seichte Gesangseinlagen runden das Ganze noch etwas ab. An sich eine ziemlich melancholische Nummer, die jedoch auf tanzbare Art und Weise umgesetzt wurde und an klassische Tracks von u.A. Covenant erinnert.
Etwas mechanoider geht es mit "Nowhere To Hide" weiter. Während der Track anfänglich etwas schwer Fahrt aufnimmt, sorgen dunkle Leads sowie die treibende Bassline für eine etwas düstere Atmosphäre. In Kombination mit den einsetzenden Vocals erinnert das Ganze etwas an frühe Hocico-Tracks und sorgt ebenfalls für etwas mehr Abwechslung. Durchaus interessantes Crossover unterschiedlicher Stile.
Mit dem Ruined Conflict-Sänger Xavier Morales wurde "Our Story" aufgenommen. Dieser beginnt zunächst etwas zögerlich und treibt die Spannung an. Nachdem der Track ansetzt entpuppt sich dieser jedoch als ziemlich klassische Future Pop-Nummer. Leider wissen die cleanen Gesangs-Einlagen des Sängers sich nicht so gut in den gelungenen Instrumental-Teil dieser treibenden und melancholischen Nummer einzugliedern. Ohne Gesang hätte dieser Track sogar etwas mehr Wirkung gehabt. Schade eigentlich.
"Confessions" mutet hingegen ganz anders an wie die restlichen Album-Tracks und liefert sogar eine ziemlich verspielte und experimentierfreudige Drum'n Bass-Nummer, die sich aus einigen Vocal Samples sowie unterschiedlichen Melodie-Anteilen, verträumten Leads und verqueren Effekten zusammensetzt. Ein ziemlich cooler Track, der dem Hörer mal etwas anderes präsentiert.
Als nächstes folgt mit dem gleichnamigen Albumtitel ein düsteres Outro, welches einige Horror-lastige Pads und verwunschene Bell-Klänge bereit hält. Auch dieser Titel stellt eine kleine Überraschung dar, weiß jedoch ein äußerst gelungenes Album zu einem epochalen Ende zu führen!

Fazit:
Bei dem hier vorliegenden Album von Croona handelt es sich wahrlich um eine positive Überraschung und um einen kleinen Geheimtipp. Während das Debut-Album nur mäßig überzeugen konnte macht Nobody Loves You hier tatsächlich alles richtig. Das Album ist facettenreich, einfallsreich und beinhaltet sehr viel Enthusiasmus zur Experimentierfreude. Es handelt sich dabei nicht um ein Album, welches sich ohne weiteres in eine Schublade stecken lässt, denn jeder Track hält etwas Neues und Eigenständiges. Fredrik Croona ist es hier wirklich gelungen seine persönlichen Vorlieben elektronischer Klanggestaltung in einem schön anzuhörenden Crossover-Album zu vereinen und dadurch liefert der Künstler den besten Release seiner bisherigen Karriere. Der ein oder andere Track zeigt vielleicht kleine Schwächen, doch darüber kann hinweg gesehen werden. Viel mehr geht es darum, dass der Gesamteindruck stimmig ist und sowohl mit weichen wie auch mit harten Elementen gekonnt umgegangen wird! Es darf gerne ohne zu zögern reingehört werden.

Lieblingstrack: Mother Of Tears

Bewertung: 9/10

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