Genre: Cold Wave, Post Punk, Minimal Electro, Synth Wave
Release: 2019
Homepage: https://de-de.facebook.com/dilkband/
Die Stilrichtung des Cold Wave erfreut sich bereits seit über einem Jahrzehnt immer größerer Beliebtheit, da wundert es auch nicht wenn heut zu Tage immer mehr Bands und Projekte aus dem Boden sprießen. Besonders die Konstellation bestehend aus einer Dame und zwei Herren scheint im Rahmen dieser Stilistik sehr beliebt und vertraut zu sein. Das neueste Projekt stammt aus der spanischen Hauptstadt Madrid und nennt sich DILK. Die Protagonisten Jaime Parra, Carlos Esteban & Esperanza Ruiz gründeten ihre Band vor gerade mal zwei Jahren und veröffentlichten kürzlich beim noch sehr jungen Wave-Label Cold Transmission Music ihr erstes Album mit dem Titel Hardship. Auch dieses Label befindet sich seit seiner Gründung 2018 auf einem stetigen Wachstumspfad und veröffentlichte bereits über dreißig Releases in kürzester Zeit. Daran lässt sich schnell erkennen, dass sowohl die Stilistik als auch musikalische Herangehensweise in diesem Bereich derzeit ziemlich fruchtet. Die Richtung, welche DILK angeben scheint auch klar zu sein, schließlich nennen sie Bands wie She Past Away, Soviet Soviet & Lebanon Hanover als ihre persönliche Inspirationsquelle. Auf ihrem Erstlingswerk dürfen nun also zehn Tracks mit einer Gesamtspieldauer von vierzig Minuten genossen und verinnerlicht werden.
Das Album startet mit dem Titel "Permafrost" und einer ziemlich flippigen Bassline. Nach kurzer Zeit ergänzen sich tanzbar minimalistische Club-Beats innerhalb einer schön wachsenden Dynamik hinzu. Zusätzlich kommt ein sanftes und leicht monoton wirkendes Bass- und Gitarrenspiel zum Tragen. Gesanglich mutet das Ganze schon stark an She Past Away oder Werner Karloff an, die Kombination aus romantischer Instrumentalistik sowie angenehm elektronischen Klängen ist sehr ausgeklügelt und weiß auf verquere Art und Weise sehr zu gefallen.
Mit schönen Bass-Synths und ausschweifenden Wave-Pads legt "RIP" nach, während gut abgemischte Drum-Elemente für einen angenehmen Gesamtmix sorgen. Der gesangliche Part ergänzt sich ebenfalls gekonnt und verträumt nachallend hinzu. Gesamtheitlich betrachtet wirkt diese Nummer in seiner verharrenden Melancholie äußerst kreativ und sorgt so für eine wirklich ausgeklügelte musikalische Wegrichtung.
"Pluto" beginnt mit starken Detunes innerhalb einiger analoger Synth-Spielereien, während Bass-Pads und ein angenehmes Gitarrenspiel im Joy Divsion-Stil den Track abrunden. Die Drums bleiben nach wie vor minimalistisch, jedoch flippig. Gesanglich ist die männliche Tonlage dabei etwas dunkler, weiß sich jedoch passend hinzu zu ergänzen. Ebenfalls ein toller und kreativ umgesetzter Song!
Daraufhin folgt mit "Graveyard Orbit" eine düstere und Wavepad-lastige Nummer, bei der die Drum-Anteile eine straighte, Planierraupen-artige Richtung fahren. Im Hintergrund verhallen mit schönen Stereo-Effekten Glocken-Samples, während der Gesang einen deutlich erhöhten Reverb-Anteil erhalten hat und dadurch sehr sphärisch und gruftig klingt. Eine ebenfalls wunderschön inszenierte Nummer, die sich in seiner vollen Blüte immer weiter aufbäumt und von Anfang bis Ende eine verträumte Atmosphäre liefert.
Mit rapiden Sequenzen geht "Leave It For Tomorrow" weiter und erinnert in seiner Darbietung von Beginn an etwas an Rue Oberkampf. Die minimalistischen Beats sowie weit aufgezogenen Pads und verspielten Sequenzen bilden einen klassischen Cold Wave-Track mit einer Menge Würze. Hinzu kommen in Form von schönem Gitarrenspiel wirklich gelungene Post Punk-Anteile hinzu. Wunderschön inszeniert das Ganze!
Daraufhin spielt "Bright Light" weiter mit abermals minimalistischen Drums im gleichen Stil, jedoch deutlich Sci-Fi-lastigeren sowie verträumteren Synth-Sequenzen. Hinzu ergänzen sich noch einige Simmons Drum-Anteile und sorgen so für etwas mehr Synth Wave-Atmosphäre. Was vor Allem stark hervor sticht ist das Bass-Spiel und der perfekte sowie abwechslungsreich gestaltete Gesamtmix. Kreativ und faszinierend zugleich!
Mit brachialeren Synths und etwas mehr Effekthascherei setzt "I Can't Figure It Out" an und überzeugt durch starke Melodien sowie ein gekonnt ineinander laufendes Klangbild. Auch dieser Track liefert klassischen Wave in seiner reinsten Form, jedoch mit einer sehr intelligenten und anmutig erscheinenden Umsetzung. Ebenfalls unterscheiden sich hier die gesanglichen Anteile etwas von vorherigen und sorgen so immer wieder für eine Überraschung. Einfach nur tolle Musik!
Dumpfer und dunkler setzt "Wake Up" mit Bass-Spiel, Bass-Synths und Bass-lastigen Beats an. Hinzu kommen noch einige Spielereien in Form von nachhallend quietschigen Tönen, welche jedoch nicht penetrant wirken, sondern Pepp mit sich bringen. Nach einiger Zeit bäumt sich der Track immer weiter auf durch zusätzliche Wave-Anteile, einer monotonen und nachhallenden Gesangslage und einem tollen Gesamtmix!
Mit krachigen Beats und verquerem Instrumentarium verfolgt "No Reasons Why" einen ganz anderen Ansatz. Jedoch weiß auch dieser Track auf Grund seiner Andersartigkeit und kreativen Umsetzung durchgehen zu gefallen. Das Bass- und Gitarrenspiel kommt hier etwas versetzt, macht auf diese Art jedoch einen schönen Eindruck, vor Allem die Stereo-Spiele sind sehr ausgeklügelt, wirklich genial umgesetzt!
Den Abschluß dieses tollen Albums macht noch ein gemächlicherer, jedoch ebenfalls stark Bass-lastiger Track Namens "To Escape Myself". Dieser setzt an mit imposanten Synth-Spielereien, einfach gestrickten Beats und sich langsam aufbäumenden Wave-Elementen. Interessanter Abschluß, der gar in einen leichten EBM-Ansatz im weiteren Verlauf mündet.
Fazit:
Die aus Madrid stammende Band DILK landet mit ihrem Debut-Album tatsächlich einen richtig guten Volltreffer mit dem man wirklich nicht gerechnet hat. Alle auf Hardship befindlichen Songs sind abwechslungsreich, wunderschön inszeniert und kreativ umgesetzt. Hier stimmt einfach alles und es wird die volle Bandbreite des Wave & Post-Punk zum Besten gegeben. Jeder Song enthält einen eigenen, völlig neuen Ansatz und lässt sich auch schwer mit anderen Projekten und Bands vergleichen. Selbstredend sind einige Inspirationsquellen zusätzlich heraus zu hören, doch was das Trio hier präsentiert ist die pure Freude des Musikmachens und kreativen Austobens. Die Tracks weisen allesamt so einige Überraschungen auf und sind obendrauf auch noch verdammt gut abgemischt. Ein wirklich tolles Album und jetzt schon eines der ganz großen Geheimtipps des Jahres!
Lieblingstrack: Pluto
Bewertung: 10/10
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