Genre: Dark Electro, Electro-Industrial, EBM
Release: 2020
Das hier vorliegende Album stellt ein kleines Dark Electro-Comeback dar, worüber sich viele alteingesessene Fans dieser Musikrichtung freuen dürften. Das Projekt setzt sich zusammen aus dem slowakischen Trio Solo, Bob & Blazena, welche bereits seit Mitte der 2000er ein eingeschweißtes Team zu sein scheinen und in den letzten Jahren vermehrt durch Veröffentlichungen ihres zweiten Projekts Samhain auffielen. Ihr Steckenpferd ist jedoch Last Influence Of Brain mit welchem sie zwischen 2004 bis 2009 drei Alben veröffentlicht haben, die sich allesamt sehen und hören lassen können. Da die Slowakei mittlerweile als ein heißes Pflaster für anspruchsvollen und komplexen Dark Electro gilt, ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass entsprechende Releases über das dafür vorgesehene Label Aliens Production aus Bratislava veröffentlicht werden. Nun war es also mal wieder so weit und die drei Freunde arbeiteten die beiden Jahre seit der letzten Samhain-Veröffentlichung wohl an einer vierten LIOB-Auskopplung, welche den Namen Insomnicons trägt. Das Album beinhaltet einen klassischen Umfang von zwölf Tracks mit insgesamt knapp über einer Stunde Spielzeit. Zeit sich das Ganze also mal genauer anzuhören.
Das Album beginnt mit dem Titel "Twone" und einigen sphärischen Flächen sowie brachialen Drum-Effekten während verquere Vocoder-Vocals im Hintergrund verhallen. Das Ganze klingt zu Beginn relativ chaotisch und benötigt einiges an Vorlaufzeit. Nach kurzer Zeit gesellen sich klarere Strukturen sowie verzerrte Vocals hinzu, während einige Samples und melodiöse Sequenzen die unruhige Stimmung etwas abrunden. Ganz schön eigensinnig!
Weiter geht es mit "Invasion / Introverted" und vermehrt EBM-lastigeren Strukturen, dass macht sich auf Grund einer dicken und tieftönigen Bassline sowie Percussion-reichen und straighten Drum-Strukturen bemerkbar. Darüber hinaus kommen etwas härtere Shouts zum Tragen, die sich zunächst passend in den Gesamtmix integrieren, mit der Zeit jedoch etwas schwerer ins Gewicht fallen und den Titel dadurch ins disharmonische abdriften lassen. An sich eine coole Nummer, auch wenn hier wiederum das Arrangement etwas chaotisch anmutet.
"Idolatry" beginnt zunächst mit mystischen Pads und Glitches, um nach kurzer Zeit mit einer rapiden Acid-Sequenz sowie dicken Drumbeats und Bass-Synths einen brachialen Track zwischen EBM und Electro-Industrial abzuliefern, welcher stark an FLA erinnert. Die straighte Nummer beinhaltet viel Energie und liefert einen gekonnt inszenierten Gesamtmix bei welchem sämtliche Elemente gut ineinander wirken. Hier sorgen auch die harten Shouts sowie abwechslungsreichen Melodien für eine besondere Würze. Toller Track!
Etwas verquerer wird es von Beginn an bei "Binarea". Hier sorgen zunächst schwurbelnde Synth-Leads und rhythmische Beats für einen komplexen und abwechslungsreich inszenierten Track. Zudem kommen noch einige Gitarren-Riffs hinzu, während schroffe Shouts ihr übriges beisteuern um diese Nummer desweiteren brachialer erscheinen zu lassen. Die verspielten Glitches sowie unharmonischen Klangspielereien tragen jedoch etwas dick auf und sind streckenweise zu viel des Guten.
Der darauf folgende "Khonsu Again On His Eternal Path" baut auf Glitches und verqueren Synth-Spielereien auf, während jedoch eine Oldschool-lastige Bassline und gemächliche Drums im Hintergrund verhallen. Die Nummer mutet etwas dystopisch an, weiß jedoch durch imposante Sound-Elemente zu überzeugen und kommt mit interessanten Vocals gelungen zur Geltung. Das Arrangement liefert darüber hinaus über die volle Länge von über sechs Minuten eine Menge Abwechslung und wird umgarnt von einem schönen Sound-Design.
"Sedimental (In The Mare Nubium)" beginnt etwas zögerlich und mit deutlich minimalistischeren Elementen, was sich zum einen in der dünnen Sequenz-Grundlage, als auch den dezent ansetzenden Drum-Elementen bemerkbar macht. Fülle kommt durch explosive Samples sowie weitflächige Pads zur Geltung. Vocoder-verzerrte Vocals werden gekonnt eingesetzt, während die Tonalität und musikalische Zusammensetzung stark an alten Electro-Industrial der Schule Front Line Assembly erinnert. Nicht schlecht.
Die zweite Hälfte macht weiter mit "Hypnosphere" und Drum-lastigen Sturkturen, während quietschige Geräusche und einige Samples sich in den Vordergrund drängen. Die Vocal-Shouts sind mit deutlichem Delay behaftet und sorgen inklusive dem komplexe Instrumental-Teil für eine beklemmende Atmosphäre. Der Zugang zu dem Track ist jedoch etwas beschwerlich, auch wenn der verträumte und nachdenkliche Ausdruck gekonnt entgegen gebracht wird.
Weiter geht es mit "Duality" und erneuten Glitch-Effekten, während deutlich schroffere Drums und abgehackte Vocal-Einlagen den Hauptbestandteil dieser Nummer darstellen. Diese spielt mit unterschiedlichen Klangfacetten und komplexem Arrangement. Darüber hinaus setzt sich der Track gekonnt zusammen und bäumt sich nach und nach auf, was für ein klanglich schönes Gesamtbild sorgt.
"Broken Moonster" beginnt mit Phaser-getriggerten Flächen, effektreichen Drums, verqueren Samples und abermals einer Menge Glitches. Diese Dark Electro-Nummer mutet tieftönig und mystisch an, was die düsteren und rauhen Vocals ebenfalls abrunden. Stimmiges Gesamtbild mit minimalistischen Einlagen sowie einigen überraschenden Elementen.
Weiter geht es mit "Necroptica" und etwas schnellerem sowie vollerem Gesamtbild, jedoch nicht weniger verstörenden Klanganteilen. Die im Hintergrund verhallenden Pads stellen einen starken Kontrast zu den vordergründigen Klangspielereien dar. Nach einiger Zeit beginnt der Track jedoch mehr Struktur zu bekommen und entfaltet sich zu einer straighten Electro-Industrial-Nummer mit effektreichen Synth-Elementen. Nicht ganz uncool das Ganze.
Der letzte Album-Track "E-Sylum" macht schnell und verspielt weiter und sorgt ebenfalls mit einigen verzerrten Elementen für ein verqueres Klangbild. Die Bass-Synths und dick auftragenden Shouts kommen recht aggressiv zur Geltung und alles in Allem wirkt die gesamte Nummer sehr unruhig. Hier und da tragen einige Elemente zu dick auf, auch wenn der Gesamtmix imposant anmutet. Jedoch etwas schwer verdaulich das Ganze.
Fans dürfen sich daraufhin noch über einen "Ken Hiwatt Marshall"-Remix zu Twone freuen.
Fazit:
Das slowakische Trio um Last Influence Of Brain sind in der Tat Profis auf ihrem Gebiet der komplexen, elektronischen Klanggestaltung. Darüber hinaus wissen die Protagonisten auch sehr gut, wie man ein verqueres Klangbild aggressiv und gekonnt zur Geltung bringt. Auf ihrem neuesten Album Insomnicons beweisen sie ein ums andere mal, dass sie ihr Handwerk nicht verlernt haben und liefern dabei ein brachiales Feuerwerk zwischen Dark Electro, Electro-Industrial & EBM ab, welches stark an kanadische Projekte wie Front Line Assembly & Skinny Puppy erinnert. Nichts desto trotz bringen sie auch ihren eigenen Stil stark zur Geltung und tragen eine eigene Note bei. Jedoch lässt sich leider sagen, dass viele Tracks einfach zu überladen von klanglich verzerrten Elementen sind und es dem Hörer dadurch nicht leicht gemacht wird Zugang zu den einzelnen Tracks zu finden. Zudem wirken einige Einlagen tonal nicht ganz ausgereift und stark disharmonisch. Somit ist es schwierig ein positiv gesamtheitliches Klangbild festzustellen. Wer jedoch auf "die etwas andere" Musik steht, kann hier bedenkenlos reinhören.
Lieblingstrack: Idolatry
Bewertung: 7(,5)/10
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