Genre: Dark Electro, EBM, Harsh Electro
Release: 2020
Der belgische Künstler mit dem Pseudonym Reality's Despair bewegt sich vermehrt zwischen schwerem EBM und düsterem Dark Electro. Diese Mischung passt zum Land des starken Craft-Biers und der angenehm delikaten Schokolade ziemlich gut. Darüber hinaus scheint er seit seinem Comeback 2018 zu der ganz schnellen Sorte zu gehören, denn er veröffentlichte in den beiden vergangenen Jahren nach 18 Jahren gleich zwei neue Alben und just erschien mit Melancholic Disposition Album Nummer fünf. Nach wie vor veröffentlicht der Künstler seine Werke unter eigener Hand und ohne Label, diese sind sowohl digital als auch auf CD direkt bei ihm zu erwerben. Auch das neueste Gesamtwerk verbreitet erneut durch sein Cover-Motiv eine melancholisch bedrückende Atmosphäre. Darauf befinden sich elf neue Songs mit einer Gesamtspieldauer von über fünfzig Minuten, wobei von einigen Tracks ebenfalls zusätzlich noch Demo-Songs ergänzt wurden. Man darf sich also überraschen lassen, was der ruhelose Kreativ-Schaffende wohl nun parat hat.
Es geht los mit "Melancholic" und einer treibenden, wohl klingenden Bassline. Diese wird nach kurzer Zeit von clubbigen Drum-Beats begleitet, einigen Samples sowie verqueren Synth-Leads, welche die düstere Grundatmosphäre des Tracks etwas zerschlagen. Die Vocals wurden mit Distortion-Effekten verzerrt, tragen jedoch etwas zu dünn auf. Positiv fallen das abwechslungsreiche Arrangement sowie Effelt-behaftete Drum-Einlagen auf. Tonal wirkt der Gesamteindruck jedoch etwas unstimmig.
Mit sphärischen Synth-Leads und verspielten Sequenzen setzt "Like Bootes Void" nach. Die Bass-Synths sowie kräftigen Drums kommen ziemlich gut und ergänzen sich im belgischen Stil gekonnt in den Gesamtmix. Hier stimmen nun auch die Vocals und die destruktiv anmutenden Samples. Eine starke und aggressive Nummer mit viel Power. Nicht schlecht!
"Demmin" macht weiter mit einigen fröhlicher anmutenden Lead-Synths, ebenfalls verspielten Sequenz-Einlagen und deutlich schnellerem Tempo. Eine kleine Anlehnung in den Drum'n Bass hinein, gepaart mit straighten Hellectro-Beats. Die Leads wirken zur Mitte hin jedoch schon ziemlich schrill und sorgen für einen musikalischen Knick. Leider etwas fad das Ganze.
Mit "Kodokushi" kommt wieder eine vermehrt variationsreichere Nummer zur Geltung. Hier werden unterschiedliche Lead- und Bass-Klänge imposant ineinander verstrickt und so ein voluminöses Gesamtklangbild entfacht. Auch die verzerrten Vocals wissen sich besser in den Gesamt-Mix zu integrieren und vor Allem die variationsreich anmutenden Drums machen auf der Ebene Spaß. Ein guter Song!
Der darauf folgende "Never To Return" ist zunächst wieder Bassline-lastiger und klingt deutlich stärker nach EBM im belgischen Stil. Die Drum-Elemente kommen kräftig, jedoch stark komprimiert zur Geltung. Die Leads dienen als Klangflächen und werden über den Track erstreckt. Die Vocals kommen unverständlich verzerrt zur Geltung. Alles in Allem wirkt der Song jedoch nicht unstimmig.
Mit "Catoptromancy" folgt als nächstes ein eher Dark Electro-lastigerer Song mit weitläufigen Klangflächen sowie einigen gut sitzenden Breakbeats. Diese werden umgarnt von groovigen Bass-Sequenzen, verzerrten Vocals und einer starken Atmosphäre. Zudem wirken sich noch eingliedernde Glitches und FX-Klänge positiv in den Gesamtmix ein. Ein wirklich guter Song!
"Starlike Lights" ist ein deutlich EBM-lastiger Track mit einer gekonnt eingesetzten Bassline und straighten Drumbeats, welche jedoch streckenweise etwas zu dünn wirken. Die Nummer setzt sich jedoch tanzbar und klassisch zusammen und legt ein flottes Tempo an den Tag. Auch die verzerrten Vocals stellen hier einen gelungenen Bestandteil der Nummer dar.
Darauf folgt mit "Shelter In Place" eine vermehrt verquerere Nummer mit verspielten Lead-Sequenzen und tonaler Schwere. Einige Samples und dicke Beats sorgen für einen schlichten, straighten Track, der etwas ins Fade abdriftet. Etwas schwer bemüht das Ganze.
Der Titel "Enfield" stellt erneut ene Dark Electro-Nummer dar mit coolen Drumbeats und symphonischen Klangflächen. Die Bassline kommt schnell und fetzt gut durch, jedoch tut der Tempo-Wechsel dem Song nicht so gut und auch die Vocals tragen etwas zu dick auf. Eine eher schwer verdauliche Nummer mit gutem Ansatz.
Mit "This Day" gibt es daraufhin wieder eine düstere EBM-Nummer im belgischen Stil. Die Bassline sowie variationsreichen Drum-Einlagen ergänzen sich gekonnt zu den übrigen Stilelementen, die in vorherigen Tracks bereits Verwendung finden.
Mit "Why Spirits Are Cold" endet das eigentliche Album auch schon mit einem etwas besinnlicher anmutendem Outro, bevor es mit einigen Demo-Songs zum Abschluss kommt.
Fazit:
Der Künstler mit dem Pseudonym Demarcatio(N) aka Reality's Despair macht mit seinem dritten Album innerhalb von drei Jahren tatsächlich einen Fortschritt. Nachdem die beiden letzten Auskopplungen musikalisch eher magerer ausfielen, finden sich auf Melancholic Disposition eine Menge starker Tracks, die auch Lust auf mehr machen. Stilistik schafft der belgische Künstler einen Spagat zwischen Dark Electro, EBM und Hellectro. Als Kritikpunkt muss man allerdings erneut die eher dünne Produktionsqualität betrachten, hier wäre es hilfreich ein professionelles Mastering-Studio auszusuchen. Außerdem tragen hier und da einige Vocals zu dick auf und die Tonalität unterscheidet sich oftmals nicht. Nichts desto trotz ein solides und kreativ anmutendes Album!
Lieblingstrack: Catoptromancy
Bewertung: 6(,5)/10
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