03.03.2020

Not My God ‎– Not My God


Genre: Dark Electro, Industrial, Harsh Electro, Downtempo
Release: 2020

Ein düsteres und komplett neuartiges Projekt macht seit Anfang diesen Jahres die Runde. Das ist zwar an sich nichts außergewöhnliches, jedoch präsentiert sich dieses von Beginn an bereits höchst professionell und durfte bereits nach kürzester Zeit auf eine hohe Fanbase zurück blicken. Wenn man jedoch hinter die Protagonisten von diesem Projekt Namens Not My God blickt, sollte es Einen eigentlich auch nicht wundern. Dahinter verbergen sich nämlich niemand geringeres als die androgynen Charaktere Nero Bellum, welcher durch sein morbides und düsteres Crossover-Projekt Psyclon Nine seit knapp zwanzig Jahren für Aufsehen sorgt, sowie Tim Skold, der sich durch sein Solo-Projekt als auch durch seine Beteiligung bei KMFDM & Psyclon Nine ebenfalls einen Namen machen durfte. Die beiden US-Amerikaner wissen es durch eine satanisch morbide und androgyne Selbstdarstellung im Gedächtnis zu bleiben und wollen mit ihrem neuen Projekt neue und zeitgemäße, eigene Wege bestreiten! Das zum Projekt gleichnamige Debut-Album ist dicht gepackt mit dreizehn Tracks, genaue einer Stunde Spielzeit und einer schlichten, jedoch zerfallenen Cover-Optik. Das Album erschien kürzlich auf Vinyl, CD wie auch digital beim Major-Label Cleopatra Records, so dass man gespannt sein darf, was der Inhalt wohl hierbei Preis gibt.

Das Album beginnt mit "Fiction" und dumpfen, Bass-lastigen Drum- und Synth-Klängen. Nach kurzer Zeit sorgen helle, blecherne Vocal-Anteile für einen interessanten Kontrast. In Dark Electro-Manier weiten sich noch weitere Synth Pads aus, während einige gekonnte Glitches den Track etwas abrunden. Zudem kommen zum Mittelteil noch einige Shouts hinzu und sorgen so dafür, dass der Song etwas ins Brachialere abdriftet. Die Lyrics sind darüber hinaus nachdenklich und gut inszeniert. Starker Auftakt!
Mit "Until The Pain Is Gone" bleibt es erwartungsvoll mysteriös und dunkel. Nach kurzer Zeit gesellen sich noch einige brachiale Industrial-Beats hinzu sowie der Kontrast sanftmütiger Gesangsanteile wie auch härterer Shout-Parts. Darüber hinaus kommen noch tief greifende Synth-Pads zum Tragen, die unter die Haut gehen. Eine wunderschön inszenierte Nummer, welche von Anfang bis Ende für eine beklemmende Atmosphäre sorgt und genial in Szene gesetzt wurde.
Mit melancholisch, nachhallenden Piano-Melodien setzt zunächst "Sowing Discord" nach. Dicke Bass-Synths und noch dickere Drum-Einlagen sorgen in gemächlichem Tempo für einen schwermütigen Song, welcher sich langsam ausweitet. Auch die Lyrics kommen mit starken Reverb- und Delay-Anteilen auf eine besonders ruhige Art zum Tragen. Eine abwechslungsreiche Downtempo-Nummer mit viel Feingefühl, welche ebenfalls von Anfang bis Ende zu überzeugen weiß.
"Murder Suicide" sorgt von Beginn an ebenfalls für eine eher beklemmendere Stimmung und kombiniert dumpf nachhallende Bass-Beats mit zischenden Glitch-Effekten sowie abermals blecherne Vocal-Anteile hinzu. Dieser Track zieht sich über weite Strecken etwas hin und präsentiert sich äußerst experimentierfreudig. Die cleanen Vocals zur Mitte hin ergänzen sich tonal jedoch nicht ganz sauber in den Gesamtmix hinein und wirken streckenweise störend. Dafür imponieren die anschließenden Synth-Sequenzen ungemein. Das Ganze klingt sehr modular und wurde imposant umgesetzt!
Modular geht es auch von Beginn an bei "Equalizer" zu. Auch hier ist von Beginn an Experimentierfreude heraus zu hören. Nachdem sich zunächst einige schwurbelnde Synth-Sequenzen nach vorne bewegen, kommen ordentlich laute und krachige Leads zum Tragen. Zudem sorgt eine EBM-artige Bassline sowie weitere schrille Sequenzen für eine große Portion Bösartigkeit innerhalb der Klanggestaltung. Ein breitbandiges Kontrastprogramm, welches auch die schroffen Shouts nochmals betont. Sehr interessant, jedoch nichts für sanfte Gemüter.
Der darauf folgende "Birthright" spielt im Hintergrund mit sanftem Geschwurble, ebnet nach einiger Zeit jedoch schwere Bass-Synths und verspielten Sequenzen den Weg. Die Vocals kommen sanft gesprochen zur Geltung und Alles in Allem wirkt der Track wie eine runde Sache, auch wenn die Kombination mit cleanen Vocals zum Mittelteil wieder etwas eigenartig anmutet. An sich ist der Mix jedoch abermals höchst professoinell und gut inszeniert.
Maschinell und brachial geht es auch mit "Decay, Decay" weiter. Hier wird nach einiger Zeit das Tempo auch nochmal ordentlich angezogen. Eine Planierraupen-lastige Bassline sowie zischende Maschinenklänge werden kombiniert zu einer ziemlich KMFDM/Psyclon Nine-lastigen Mischung. Die Abwechslung eigensinniger Shouts sowie sanft gesprochener Vocals stellt ebenfalls eine Besonderheit dieser Formation dar, welche vor Allem in diesem Track stark zur Geltung kommt. Eigensinnig, düster und emotional!
Etwas mehr Harsh Electro kommt von Beginn an bei "First Blood" durch. Hierbei sorgen zum Einen verzerrten Bass-Sequenzen sowie verspielte Drum-Elemente für eine imposant, tanzbare Mischung in gemächlichem Tempo. Ebenfalls spielen noch mystisch Klangflächen und variationsreiche Effekte eine große Rolle in diesem ausgeklügelten Arrangement in welchem die gut setzenden Vocals wie ein Nebenelement wirken.
Weiter geht es mit "Nevermore" und Industrial-lastigen Krach-Anteilen sowie düsteren Synth-Pads im Hintergrund, während es gesanglich etwas atonal zur Sache geht. Der Track spannt den Hörer über einige Zeit auf die Folter und entfaltet sich erst zur Mitte hin langsam, als einige zusätzliche Elemente die dunkle Atmosphäre etwas verstärken.
Daraufhin spielt "Right Now" mit feinfühligen Klangflächen, um nach kurzer Zeit wieder brachialere Leads und Breakbeats in den Vordergrund zu bringen. Der Track beinhaltet ein abwechslungsreiches und dennoch straightes Arrangement und sorgt vor Allem an Hand der gut eingesungenen Vocals für eine stimulierende Atmosphäre im Nine Inch Nails-Stil. Gar nicht mal so uncool das Ganze.
Diesbezüglich legt auch "Persephone" nochmal mit dicken Bass-Synths, sanften Piano-Melodien, rauhen Effekten und schönem Gesamtmix nach. Auch diese Nummer ist sehr stimmig und sorgt durch effektbehaftete Gesangseinlagen für eine verspielte und düstere Grundlage. Rapide Sequenzen sorgen im Mittelteil noch für etwas Unruhe zwischendurch.
"Cold Black" ist eine Dark Ambient/Industrial-Nummer, die lange Zeit ruhig bleibt und daraufhin düstere Bass-Synths mit krachigen Beats kombiniert. Dies wird zunächst in straightem Tempo weitergeführt und liefert so ein voluminöses Gesamtbild. Auch hier macht der abwechslungsreiche Gesangspart eine Menge her. Dennoch zieht der Track immer wieder etwas grundlos die Handbremse an.
Mit dem passenden Titel "13" endet auch dieses überraschend fulminante Erstlingswerk dieser Super-Kombo. Der Track beinhaltet nochmal sinnbildlich alle Elemente, welche für dieses Projekt spricht und liefert so eine Mischung aus Dark Electro, Downtempo und Industrial, die ein variationsreiches Arrangement mit effektreichen Klanganteilen bereit hält.

Fazit:
Das Duo hinter Not My God sind wahrlich keine Anfänger und das beweist dieses rundum gelungene, gleichnamige Album durchgehend. Die Richtung ist klar und die Künstler entfalten dabei ihr volles Potenzial. Sowohl gesangstechnisch wie auch instrumentell wissen sowohl Nero als auch Skold die eigenen Stärken auzufahren und ihre dämonisch musikalische Ader zum Besten zu geben. Aus dem Projekt ist eindeutig zu hören wo die Wurzeln der beiden Protagonisten liegen und sie schaffen es dennoch einen faszinierenden Gesamtmix zu erzeugen. Zum einen fallen die starken Dark Electro-lastigen Anteile im Downtempo-Beat auf, zum Anderen die brachialen Industrial- und Harsh-Elemente. So lässt sich das Album nicht so leicht in eine Schublade stellen und liefert eine ganz eigene Mischung ab. Als Kritikpunkt könnte man erwähnen, dass die Gesangsparts streckenweise zu atonal wirken und sich nicht immer ganz solide in den Gesamtmix ergänzen. Darüber hinaus ähneln sich viele Tracks auch ziemlich und die Experimentierfreude ist streckenweise zu viel des Guten. Jedoch ist das gesamte Album wirklich sehr gelungen und eine Empfehlung für jeden der auf qualitativ hochwertige, elektronische Musik Wert legt.

Lieblingstrack: Until The Pain Is Gone

Bewertung: 9/10

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