13.05.2020

Absurd Minds ‎– Sapta



Genre: Dark Wave, Synth Pop
Release: 2020

Das 4-köpfige Kollektiv Absurd Minds, bestehend aus den Protagonisten Stefan Großmann, Tilo Ladwig, Timo Fischer & Toralf Nikisch zählt definitiv zu einem der konstantesten Projekte dunkler elektronischer Musik der letzten zwanzig Jahre. Bereits im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends wurden fünf Alben veröffentlicht, welche allesamt tiefgründige und qualitativ hochwertige Musik beinhalten sowie auf eigensinnige Weise Genre-Grenzen sprengen. Die Texte sind stets von dystopisch-futuristischer Melancholie geprägt, während das Instrumentarium stets ganz eigene und neue Wege fand sich zu entfalten. Nach längerer Pause erschien vor drei Jahren mit "Tempus Fugit" Album Nummer sechs, welches zwar mit den ersten Auskopplungen nicht ganz mithalten konnte, dennoch für Aufsehen sorgte. Doch dabei bleibt es nicht, denn kürzlich wurde mit Sapta das siebte Studio-Album veröffentlicht, welches vertrauter Weise beim Label Scanner auf CD sowie digital erhältlich ist. Bereits der Name deutet daraufhin, dass es sich um das siebte Album nach zwanzig-jährigem Bandbestehen handelt und auch das Cover-Artwork zeigt auf düstere Art und Weise, dass auch hier ein Sci-Fi-lastiges Ambiente erneut nicht zu kurz kommt. Das Album weist abermals eine klassische Länge von zwölf Tracks mit knapp einer Stunde Spielzeit auf und wartet nur darauf näher in Betracht gezogen zu werden!

Den Start macht "Carry The Flag" mit bombastischen Synth-Klängen und knalligen Breakbeats. Das Klanggemisch wird zusätzlich überlagert von orchestralen String-Flächen, während gemächliche Synth-Sequenzen mit anmutigen Stereo-Effekten umherspringen. Röchelnde Vocals integrieren sich vertraut ins Arrangement, welches nach einiger Zeit nochmal ordentlich Fahrt aufnimmt und einen ziemlich straighten Rhythmus an den Tag legt. Ein wunderschön inszenierter Track, der sofort Lust auf mehr macht!
Weiter geht es mit "Dead End" und schönen Bass-lastigen Sequenzen während weiblich chorale Vocals als Flächen-Ersatz im Hintergrund erklingen. Überraschenderweise finden hier nun auch noch einige Gitarren-Riffs sowie ziemlich rockige Beats Anklang. Darüber hinaus sind die Vocals ebenfalls andersartig clean und formen im Gesamtmix eine astreine Dark Wave-Nummer, welche etwas an Project Pitchfork-Frühwerke erinnert. Nebenbei gibt es noch einige imposante Effekte und fiepsige Leads. Anders und interessant.
Weiter geht es mit "Enticer" und etwas zurückhaltende Glitch-Effekte, während ziemlich Dub-lastige Bass-Beats und dunkle FM-Sequenzen für einen düsteren und Sci-Fi-lastigen Track sorgen. Die Vocals kommen hierbei ebenfalls schwer und dunkel zum Tragen und passen sich perfekt dem Gesamtmix an. Die hochtönigen Synth Pads sowie die im Hintergrund verhallenden Piano-Melodien tun noch ihr Übriges zur Vollendung dieses anmutigen Klangbilds bei. Ein ausgeklügelter Track, bei dem wirklich alles stimmt und ebenfalls einen ganz neuen Ansatz verfolgt.
Weiter geht es mit "Descent" und atmosphärischen Klängen, welche im Hintergrund verhallen sowie Tribal-lastige Drumbeats. Die Kombination daraus sowie weitläufige Wavepads und im Anschluss weiblich chorale Vocals sorgen für eine energiegeladene Dark Wave-Nummer, welche einen fantastischen Eindruck abliefert. Zudem kommen noch starke, treibende FM-Sequenzen und klasse Gesangseinlagen hinzu. Ein abermals wirklich wunderschöner Song!
"Transformation" ist wiederum eine verspielte Nummer, die sich auf Sci-Fi-lastige Klangflächen sowie Reverb-behaftete Effekte konzentriert. Die integrierten Drums bäumen sich immer weiter auf und lassen den Track in eine straighte Synth Pop-Nummer ebnen, welche aus einem eingängigen Gesamtmix besteht und eine Menge klanglich starker Facetten bereit hält. Auch hier kommen die Gesänge wieder gut und tragen durch tiefgründe Lyrics positiv zum Gesamteindruck bei.
Darauf folgt mit "Saviour" wieder eine vermehrt Bass-lastige Nummer, die sich in erster Linie auf eine im Hintergrund verhallende Sequenz und einige imposante Effekte fokussiert. Die Vocals kommen schwer und gemächlich zum Tragen, während stark sitzende Breakbeats den Song weiter tragen. Der Refrain kommt überraschenderweise im Chorus und wurde weich eingesungen. Die Nummer bleibt seiner sphärischen Linie treu und versprüht eine starke Trauer. Jedoch brems sie sich streckenweise selbst etwas aus.
Die zweite Hälfte beginnt mit "A Light That Shone" und stark ambienten Klängen, die sich aus orchestralen Elementen sowie effektreichen Wave Pads zusammensetzt. Nach kurzer Zeit kommen noch eher treibende Drumloops zum Tragen, während unterschiedliche Synth-Facetten ineinander gelayert werden. Das Stück gestaltet sich als außerordentlich abwechslungsreich und klanglich schön inszeniert, was auch die gut sitzenden Gesangseinlagen noch bestärken.
"Turning Away" geht daraufhin wieder einen eher treibenden Weg und sorgt nach anfänglichen Effekten für stark sitzende FM-Sequenzen sowie abwechslungsreich gestaltete Drumloops. Die Nummer entpuppt sich vor Allem durch Einsatz des Vocoders als ziemlich technoid, auch wenn der natürliche Gesang abermals ausdrucksstark zum Tragen kommt. Eine durch und durch stimmige Nummer!
Weiter geht es mit "Prayers" und verstärkt Tribal-artigen Klängen, während ambiente Bass- und Pad-Synths das Stück weiter ausbauen. Die Gesänge kommen hier weich und gestalten sich ebenfalls als äußerst atmosphärisch. Diese erfahren nach einiger Zeit eine starke Dynamik, die sich auch in Anbetracht weiterer klanglicher Facetten bemerkbar macht. Eine äußerst fette und wirklich andersartige Inszenierung!
Mit sanften Klangflächen setzt anfänglich auch "Movement" an. Diese werden nach kurzer Zeit von String-Melodien, starken Effekten und glitchigen Drum-Elementen überlagert. Zusätzlich ergänzen sich noch zurückhaltende Sequenzen und clean eingesungene Vocals. Der Track trägt hier und da etwas dick auf, wirkt jedoch größtenteils stimmig zueinander. Mit französisch gesungenen Etappen erlebt der geneigte Absurd Minds-Hörer auch mal was Neues.
Mit düsteren Sequenzen legt daraufhin "One Blood" los und sorgt für einen treibenden Club-Sound, bei dem die Bassdrum in erster Linie den Ton angibt. Hier und da noch einige Samples sowie ein klanglich gut abgestimmter Gesamtmix dieser tanzbaren Synth Pop-Nummer. Gesanglich kommt das Ganze eher geröchelt zur Geltung, während sich in den Vordergrund verspielte Leads sowie effektreiche Sequenzen drängen. Cooles Teil!
Den Abschluss dieses Albums macht daraufhin auch schon "More Than One" mit einer etwas Barock-artigen Dark Wave-Nummer, die stark in Richtung Goth Rock geht. Neben anmutigen Piano-Melodien, verspielten Bell-Klängen, eingängigen Gitarrenriffs und Walzer-lastigen Drums finden sich auch elegante String-Flächen wieder. Ein interessanter und überraschender Abschluss.

Fazit:
Das faszinierende an Absurd Minds scheint tatsächlich, dass man mit jedem neuen Album anfänglich nie so wirklich weiß was man bekommt. Das Künstler-Kollektiv ist nach wie vor durchgängig kreativ und wagt öfter mal was Neues. So liefert auch Sapta mit den zwölf hier vorliegenden Tracks einen streckenweise völlig neuen Gesamteindruck und ein überaus abwechslungsreiches Konzeptalbum ab. Die Tracks wechseln hier von verwunschenem Dark Wave über tanzbaren Synth Pop bis hin zu düsterem Dark Ambient. Hier und da bremsen sich leider einige Songs aus, die Produktionsqualität ist jedoch enorm hoch und die Tracks sind allesamt stimmig. Die Vocals wissen ebenso gut zu überzeugen wie der Instrumentalteil und im Großen und Ganzen fruchtet dieser Absurd Minds-Ansatz durchaus. Hier kommen sowohl alte als auch neue Fans auf ihre Kosten und sollten diesem Album mal ein ganz besonderes Gehör schenken. Alle Achtung!

Lieblingstrack: Descent

Bewertung: 9(,5)/10

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