Genre: Dark Wave, Synth Pop
Release: 2020
Homepage: https://www.snakeskin.ch
Der aus der Schweiz stammende Allrounder Tilo Wolff ist in erster Linie bekannt für seine erfolgreiche Gothic-Band Lacrimosa, mit welcher er sich in den letzten dreißig Jahren einen starken Namen machen konnte. Eher seltener in Erscheinung tritt sein Side-Projekt Snakeskin mit welchem der Künstler äußerst elektronisch eine komplett andere, eher Dark Wave-lastigere, Seite seines Schaffens zeigt. Das Projekt wurde Mitte der 2000er gegründet und es erschienen zwei sehr Clubhit-avancierte Alben, die für so einige volle Dancefloors sorgten und auf diese Weise den Zahn der Zeit trafen. Daraufhin wurde es über zehn Jahre lang still um das Projekt und neue Arbeiten an Lacrimosa wurden in Angriff genommen. Vor vier Jahren entschied sich der Künstler wohl ein "Comeback"-Album zu veröffentlichen, welches jedoch leider nur wenig Beachtung fand. Kürzlich ist unter dem Titel Medusa's Spell Album Nummer vier unter dem hauseigenen Label Hall Of Sermon auf CD sowie digital erschienen und dicht gepackt mit zehn neuen Tracks sowie fünf Remixen, was insgesamt über eine Stunde Spielzeit umfasst. Das Cover-Artwork ist abermals erotisch schön gestaltet und läd dazu ein das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Medusa's Fluch verzaubert uns zunächst mit "Loaded Guns" und einigen atmosphärisch aus dem Hintergrund hervor tauchenden Synth-Effekte während weit aufgezogene Flächen, Tribal-lastige Drums sowie hochtönige Leads zu einem astreinen Darkwave-Track miteinander kombiniert werden. Hier fällt streckenweise etwas Atonalität auf und die Synth-Sequenzen hätten ruhig deutlicher in Erscheinung treten können. Der Gesangspart bleibt jedoch clean und kräftig und zudem überrascht der Künstler durch einige weitere Melodien. Imposante Mischung zu Beginn, welche wie eine Kombination aus Blutengel & Project Pitchfork anmutet.
Mit "Medusa" geht es sogleich äußerst Bassline-lastig weiter. Dies wird begleitet von einigen Breakbeats und zischenden Synth-Effekten. Die Vocals werden dabei aggressiv und leicht röchelnd eingesungen. Einen starken Stilbruch erfährt der Track stets nach zeitlich kurzen Passagen, was durch orchestralen weiblichen Gesang meist abklingt. Das Stück ist relativ schwer greifbar und wirkt über weite Strecken auch eher unruhig und etwas abgehackt. Mehr Flow hätte das Ganze bestimmt grooviger abgerundet.
"Once" setzt daraufhin auf dezente Synth-Klänge, chorale Gesänge, Glockenspielereien und einem gewöhnungsbedürftigen Arrangement. Die orchestralen Flächen im Hintergrund tragen positiv zum Gesamteindruck bei und sorgen auch in Kombination mit den Reverb-lastigen Drum-Effekten für eine gelungene Dynamik. Mit dezenten Synth-Sequenzen und schwerer Tonalität bäumt sich der Song Stück für Stück weiter auf, bis dieser schließlich zu einer komplett neuen Nummer wird. Recht imposant das Ganze.
Passend dazu geht es mit dem Titel "Upon A Time" weiter. Dieser ist deutlich weitflächiger und orientiert sich stark an Synth Pads und im Hintergrund verhallende Synth-Sequenzen. Die Gesangseinlagen passen tonal nicht so ganz zum doch recht interessant gestalteten Synth Wave-lastigen Instrumental-Teil, welcher sich nach kurzer Zeit zu einem richtigen Floorstomper mit dicken Drumloops entwickelt. Hier kommen dann auch noch ordentliche Shouts zum Tragen, die dem Ganzen besser stehen und dafür sorgen, dass daraus eine ordentliche Harsh Electro-Nummer wird. Nicht uncool das Ganze!
Der darauf folgende "Move On" startet leise und gemächlich und setzt in erster Linie auf weitgezogene Synthflächen sowie einige verspielte Effekte. Weibliche Opern-Gesänge begleiten das Ganze in anmutiger Tonlage. Der Track entfaltet sich als eine schöne Downtempo-Nummer zum Durchschnaufen und Zurücklehnen.
Weiter geht es mit "New Skin" und einigen Slicer-behafteten Synth-Sequenzen sowie straighten Drumloops. Die Nummer baut sich streckenweise durch sich tonal schön ergänzende weibliche Gesangseinlagen auf und setzt hier und da auf weitere Klangspielereien. Als imposanter Kontrast kommen dann noch männliche Shouts zum Einsatz und sorgen dafür, dass der Track ein völlig neues Bild abliefert. Ein wirklich fetter Song!
Vocoder-lastig geht es mit "Don't Give Up" weiter. Zudem kommen hier eine unterschwellige straighte Bassline sowie ebenso straighte Drum-Elemente zum Einsatz. Die im Hintergrund verhallenden Sawtooh-lastigen Wave-Pads dringen mit der Zeit stärker nach vorne und auch weitere Sequenzen ergänzen sich gekonnt ins Klangbild. Jedoch wirkt hier Vieles zu abrupt und unausgegoren, so dass ein gewisser Groove vermisst wird. Gelungener Ansatz, der etwas feiner abgestimmt hätte ausfallen können.
Mit äußerst interessant wirkenden Vocal-Einlagen geht es mit "Goodbye" weiter, welcher auf Grund seines Vintage-Effekts an eine Art Dreampop-Nummer erinnert. Die Synth-Elemente wirken hierbei äußerst komplex und sind gut zueinander abgestimmt. Auch das Wechselspiel zwischen Piano-Melodien und härter in Erscheinung tretenden Beats macht Spaß und wirkt stimmig. Eine wirklich coole und kreativ umgesetzt Nummer.
Mit etwas verqueren Harsh Electro-Ansätzen legt daraufhin "Fuck U2" nach. Die abgehakten Sequenzen sowie die Vocoder-lastigen Vocals sorgen dafür, dass der Track recht technoid und mechanisch wirkt. Die spaßigen Lyrics sowie verqueren Sequenzen haben etwas leicht Horror Electro-lastiges und wirken auf eigensinnige Art und Weise creepy. Der dunkle Touch steht dem Ganzen gut und so legt die gesamte Nummer einen ganz eigensinnigen Stil an den Tag, welcher etwas an Santa Hates You erinnert.
Mit neun Minuten folgt zum Abschluß mit "Recall IV" die längste Nummer des Albums. Diese beginnt relativ epochal und spielt mit einigen Synth Wave-lastigen sowie orchestralen Elementen. Die Nummer ist recht gewieft in Szene gesetzt und liefert einen komplex umgesetzten Dark Electro-Track mit einer Menge Effekt-Spielerei, vor Allem in Anbetracht der Vocals.
Geneigte Fans dürfen sich daraufhin noch auf einige Remixe unter Anderem von SITD & Frozen Plasma freuen.
Fazit:
Das neue Snakeskin-Album liefert wenig Neuerungen, macht seine Arbeit jedoch deutlich besser als sein etwas verkommener Vorgänger. Ganz im Gegenteil findet das Projekt mit Medusa's Spell gefühlt zu seinen Wurzeln zurück und erinnert vermehrt an die Erstlingswerke. Kritik kann dahingehend geübt werden, dass die Elemente einiger Stücke musikalisch atonal zueinander wirken, darüber hinaus hätte bei einem so talentierten und erfahrenen Künstler der Mix besser ausfallen können. Einige Tracks wirken ebenfalls etwas abgehackt und unausgegoren. Nichts desto trotz weiß dieses Album über weite Strecken jedoch auf Grund seiner Kreativität, seines Experimentierreichtums und vor Allem der gelungenen Vocal- und Effekt-Spielereien zu gefallen. Das Ganze Album liefert auch ein gekonnt abwechslungsreiches Klangbild und schafft es immer wieder durch einige interessante Details zu überraschen. Reinhören lohnt sich!
Lieblingstrack: New Skin
Bewertung: 7/10
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