Genre: Dark Electro, Electro-Industrial
Release: 2020
Homepage: https://www.facebook.com/amorphous.sound
Der aus Brasilien stammende Gil O. Santos ist hier zu Lande nur wenigen ein Begriff, doch der talentierte Musiker ist bereits seit knapp drei Jahrzehnten aktiv. In den 1990ern war er hauptsächlich Teil der Oldschool EBM Band Morgue und ließ ab Beginn der 2000er nur noch wenig von sich hören. Doch das letzte Jahrzehnt bewies eindeutig, dass ein musikalisches Revival nie auszuschließen ist. Sein eher Dark Electro-lastigeres Projekt startete der Künstler Mitte der 2010er und veröffentlichte damit bereits zwei Studio-Alben, welche Eindruck schindeten. Mit Album Nummer drei fand mit dem Gang zum russisch renomierten Label Razgrom Music zudem ein Wechsel statt, welches ihn auch in europäischen Gefilden populärer werden lassen könnte. Moth Metaphor weist in dieser Hinsicht mit zehn darauf befindlichen Tracks eine klassische Länge von fünfundvierzig Minuten auf und ist auf CD sowie digital erhältlich.
Das Album startet mit sphärischen Flächen und dem Titel "Kingdom Of Darkness", welche von düsteren Piano-Klängen und verspielten Wave-Elementen begleitet werden. Der abrupte Wechsel zu straighten Drumbeats kommt überraschend, diese wirken streckenweise leider etwas dünn und auch die einsetzenden röchelnden Vocals hätten etwas mehr Volumen vertragen können. Zudem mangelt es dem Stück etwas an tonalem Zusammenhang. Die atmosphärische Dichte kommt jedoch gelungen zur Geltung.
Weiter geht es mit "Blackout" und einer ziemlich groovigen Bassline, während im Hintergrund dezente Drum-Elemente und verspielte Samples hinzu kommen. Das wirkt auf diese Weise relativ stimmig zueinander und kommt gelungen zur Geltung, was auch für die Vocal-Elemente sowie die eher hochtönigen Sequenzen gilt. Auch die epochalen Choral-Pads wissen zu gefallen.
Daraufhin nimmt "Episode" etwas mehr Fahrt auf und setzt neben einer dumpfen FM-Bassline auf verspielte Percussion-Einlagen sowie tonal eindringliche Leads, während röchelnde Vocals nach wie vor den Ton angeben. Ein bunter Klangmix mit sehr viel improvisatorischen Elementen.
"Secret Place" beginnt mit loungigeren Downtempo-Einlagen, imposant dargebotenen Samples und einem groovigen Beat. Dabei halten Synth-Elemente sich etwas zurück und sorgen dafür, dass der Track an atmosphärischem Volumen gewinnt. Ebenfalls tragen auch die Vocals hier nicht zu dick auf, was dem Track recht gut steht.
Die nächste Nummer nennt sich "Wasteland", welche auf einfach gestrickte Breakbeats und glitchige FX-Elemente setzt. Der Track hat etwas an Vorlaufzeit, findet jedoch allmählich seinen Weg zum Hörer. Die hochtönigen Sequenzen sowie die leichten Vocals wissen ebenfalls ein gutes Pendant zum Gesamtkonstrukt darzustellen.
Nach diesen doch eher ruhigeren Nummern legt die zweite Hälfte mit "Nonlinear Future" mit etwas mehr Speed nach. Hier liefert das Arrangement einen gelungen Oldschool EBM der belgischen Schule mit coolen Breakbeats, sich tonal gut überlagernden Sequenzen in zurückhaltender Rhythmik sowie einigen schönen Effekt-Spielereien Seitens der Gesangseinlagen. Eine ziemlich coole und technoide Nummer.
Als nächstes macht "The Mystery Man" etwas Industrial-lastiger weiter und liefert neben Tribal-lastigen Drumbeats und epochalen Pads einige verspielte Effekte. Das Ganze klingt in sich geschlossen sehr sauber und schafft es eine dichte Atmosphäre sehr gut zur Geltung zu bringen.
Dahingegen startet "Unknown Things" deutlich zögerlicher und mit dezenten Drum-Elementen, welche aus Snare, Kickdrum und Hats bestehen. Die ansetzende Bassline weiß sich tonal sowie harmonisch sehr gut zum Gesamtkonstrukt zu ergänzen und auch die sich überlagernden Sequenzen schaffen einen dynamischen Layer-Sound.
"How It All Goes Down" beginnt mit ausschweifenden Wave-Pads und sorgt so für eine verträumte Sci-Fi-Atmosphäre. Nach kurzer Zeit kommen noch dicke Breakbeats und groovige Synth-Sequenzen hinzu, welche aus der Nummer einen gekonnten Electro-Indstrial-Track formen. Dies wirkt ziemlich cool und liefert darüber hinaus einen sauberen Gesamt-Mix ab.
Den Abschluß liefert zuletzt noch "Our Deepes Fear" mit zunächst sehr sanften Tönen und französischem Sprach-Vocals, die von Dennis O'Connor kommen. Ein interessantes und überraschend flexibles Ende, eines recht imposanten Albums.
Fazit:
Was bei dem Projekt Amorphous im Laufe der Jahre ziemlich deutlich heraus sticht ist eine steile Entwicklungskurve. Während anfängliche Tracks noch relativ schwer verdaulich waren ist Moth Metaphor ein in sich geschlossen wirklich stimmiges Album geworden. Der brasilianische Künstler Gil O. Santos hantiert hier mit unterschiedlichen Elementen aus Dark Electro, Electro-Industrial & Oldschool EBM und weiß mit jedem Track einige abwechslungsreiche Überraschungs-Elemente zu bieten. Hier und da wirkt zugegebenermaßen einiges tonal nicht ganz stimmig und die Experimentierfreude ist manchmal auch zu viel des Guten. Jedoch ist vor allem die zweite Hälfte des Albums wirklich überaus gelungen und man kann sich das Gesamtwerk von Anfang bis Ende genüßlich durch hören, da auch die Endproduktion gelungen ist. Geheimtipp!
Lieblingstrack: Nonlinear Future
Bewertung: 8/10
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen