28.07.2020

Cultivated Bimbo ‎– Prequel



Genre: Oldschool EBM
Release: 2020

Es gibt Projekte, die vergisst man nicht, es gibt Projekte, an die erinnert man sich gern zurück und dann gibt es noch Projekte, die bereits längst in Vergessenheit geraten sind und man sich wundert, dass diese doch wieder auftauchen. Bei dem Projekt mit dem politisch gewagten Namen Cultivated Bimbo handelt es sich vor allem um Letzteres, doch der Name ist eher kritisch provokant zu betrachten mit Fingerzeig auf politisch unkorrekte Sachlagen. Dabei handelt es sich um ein mysteriöses schwedisches Duo, welches sich die Künstlernamen Captivated Bimbo & Herr Capitan vor drei Jahrzehnten gaben. Dieses realisierte in der ersten Hälfte der 1990er Jahre drei Alben, blieb dauerhaft im Untergrund und verschwand daraufhin auch spurlos von der Bildfläche. Die Nachfrage nach diesem leicht verwunschenen Projekt blieb auch in den letzten Jahrzehnten relativ gering. Nichts desto trotz ist das renomierte schwedische Label Progress Productions berühmt berüchtigt dafür alte Schweden wieder aus der Versenkung zu hieven, was zuletzt auch mit Scapa Flow geschah. So kam es nun, dass nun nach 25 Jahren ohne große Vorwarnung ein neues Album mit dem Titel Prequel veröffentlicht wurde. Dieses beinhaltet zwölf noch unbekannte Tracks mit einer Gesamtspieldauer von knapp fünfungvierzig Minuten und soll wieder puren Oldschool EBM der alten schwedischen Schule bereit halten. Dabei handelt es sich jedoch in erster Linie um unveröffentlichte Tracks der Vergangenheit, die einen zeitgemäßen Facelift erhielten, wofür der Name auch steht. Zeit sich das Ganze mal genauer anzuhören.

Es geht los mit noisigen Effekten und dem Titel "Impulzus", dieser startet nach einiger Zeit so richtig durch, indem clubbige Dance-Beats und eine treibende Bassline zum Besten gebracht werden. Neben leicht verstörenden Samples kommen auch Delay-behaftete Vocals zum Tragen, welche die Club-Atmosphäre noch weiter verdichten. Ein äußerst tanzbarer Song, der ziemlich monoton fortgeführt wird und dadurch streckenweise etwas fad ausfällt.
EBM-lastiger wird es daraufhin mit "Slaughter House", neben rhythmischen Breakbeats kommen hier gekonnt umgesetzte FM-Sequenzen sowie eine groovige Bassline zum Tragen. Die Vocals klingen kaum verständlich und stark nasal und erinnern so etwas an Skinny Puppy. Auch dieser Track ist ziemlich dancig arrangiert und lässt sich wahrscheinlich gut in eine DJ-Playlist integrieren.
Eine Oldschool 90s-Atmosphäre versprüht auch "Brutalize" daraufhin, welcher stark Industrial-lastig im Big Beat-Stil voran schreitet. Dieser hatte Mitte der 1990er auch seine Hochphase, was stilistisch auch stark diesbezüglich anmutet. Der Track ist etwas verquer, weiß jedoch imposant mit unterschiedlichen Tonalitäten zu spielen. Etwas gewöhnungsbedürftig und schwer verdaulich das Ganze.
"Walking On Acid" wiederum ist eine deutlich straightere Nummer, die auf Tribal-lastige Drumbeats und nette Percussion-Spielereien setzt. Die Bass-Synths geraten hier etwas in den Hintergrund und wie der Name es bereits sagt, gibt nach und nach eine Acid-lastige Hauptsequenz hier den Ton an. Das Ganze ist äußerst monoton gestaltet und als Hörer muss man sich vor allem auf einzelne Details einlassen um dabei nicht zu ermüden.
Der darauf folgende "Pain" hebt treibende Sequenzen und einen straighten EBM-Rhythmus im 4/4-Takt hervor. Neben verqueren Vocals bekommt der Hörer hier ein absolut monotones Klangbild ohne großartigen Variationsreichtum serviert. Dies erscheint leider sehr schnell relativ fad und langweilt auf Grund seiner unreifen Verarbeitung auf ganzer Ebene.
Der darauf folgende "Corruption" setzt auf FM-Sequenzen, legt jedoch durch dicke Drum-Elemente ein ordentlich schnelles Tempo nach. Das klingt in sich geschloßen auch ziemlich stimmig und als Hörer vermisst man hier nur relativ wenig diesbezüglich, auch die verqueren Vocals wissen sich gut zu integrieren. Typischer Oldschool EBM der frühen 1990er Jahre.
Die zweite Hälfte macht weiter mit "Horst" und einigen Industrial-lastigen Klangspielereien. Die ansetzenden Drums kommen ziemlich dick und auch die groovige Bassline weiß sehr zu gefallen. Die verzerrten Vocals wirken hier in sich geschlossen durch ihre destruktive Ausstrahlung auch sehr passend. Die Nummer ist ziemlich cool gestaltet und weiß trotz ihrer monotonen Grundlage zu gefallen.
Mit dezentem Sequenzverlauf setzt anfänglich "Brain Diggers" an. Der Track wird jedoch zunehmend voluminöser und liefert in Kombination mit straighten Drums eine tanzbare Nummer mit variationsreicher Tonalität ab. Das Arrangement ist relativ klassich, weiß jedoch auf Grund seiner verspielten EBM-Elemente zu gefallen.
Fetzig und verspielt wird es daraufhin mit "Assassin". Eine Nummer die EBM mit Techno Dance kombiniert und neben schnellen Sequenzen auf einige dicke, jedoch einfach gestrickte Drum-Elemente setzt. Der Song ist sehr monoton gestaltet und durchläuft für sich eigens definierte Phasen eines herum springenden Arrangements. 
"Take No. 5" liefert wiederum krachigen EBM im schwedischen Stil und setzt auf eine einfache, monotone Bassline, krachige Shouts und geradlinige Drumsequenzen. Das Ganze klingt sehr rau, grob und schlicht und langweilt auf Dauer leider etwas.
Mit verspielten und hochtönigen FM-Sequenzen legt "Fascisma" weiter nach. Der Mix ist hier schwer zu ertragen, denn die Sequenzen sowie auch die Drums stechen viel zu stark hervor. Die Vocals wiederum gehen etwas unter und das Ganze hat eine kaum zumutbare Demo-Qualität.
Den Abschluß macht dann noch "Mr. Rubber" mit einer leicht imposanten Big Beat-Nummer, die zumindest gut abgemischt ist und einige nette 90s Elemente zum Besten gibt.

Fazit:
Nach Hörem dieses Albums wundert es leider relativ wenig, warum man sich kaum an das Projekt mit dem Namen Cultivated Bimbo erinnert. Vieles wirkt kreativ, liefert jedoch dennoch schwer verdauliche Kost, die nicht so leicht runter geht. Zu Gute halten muss man Prequel, dass dieses Album sehr abwechslungsreich gestaltet ist und so einige interessante Elemente für den Hörer bereit hält. Dennoch wird auch dieses Album nicht sonderlich viel Aufsehen erregen können, dafür sind die hier integrierten Stilmittel viel zu speziell. Nichts desto trotz war es nett sich das Ganze mal genauer angehört zu haben.

Lieblingstrack: Slaughter House

Bewertung: 6/10

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