23.07.2020

Egoist ‎– Breaking Moment



Genre:Electro-Industrial
Release: 2020

Osteuropa konnte sich im letzten Jahrzehnt wirklich einen Namen machen, was die Popularität der Stilrichtungen Dark Electro & Electro-Industrial angeht. Dies liegt nicht zuletzt am renomierten slowakischen Label Aliens Production, welches mit Egoist nun den neuesten Newcomer des elektronischen Undergrounds das Licht der Welt erblicken lässt. Dabei handelt es sich um den noch sehr unbekannten Polen Kuba Wlodarski, welcher mit Breaking Moment gleich mal ein dickes Debut abliefern darf. Das Album bietet eine technoide, dunkle Cover-Optik und enthält elf Tracks mit einer Gesamtspieldauer von knapp einer Stunde Spielzeit. Man darf also gespannt sein was die osteuropäische Klangschmiede nun diesmal ausgeheckt hat. 

Es geht los mit dem Titel "Product" und ambientem Geschwurbel sowie einigen Effekt-Samples. Eine Bassdrum dringt aufdringlich zum Hörer hindurch, während technoide Sequenzen einen relativ Techno-artigen Track zum Besten geben. Das Ganze präsentiert sich äußerst modern und wird mit einer Menge Layer weiter fortgeführt. Leicht verzerrte Vocals und eine melancholische Grundlage erinnern an Front Line Assembly Tracks der 1990er Jahre. Ein sehr imposanter Start, der zwar nicht perfekt abgemischt wurde, jedoch einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Daraufhin prischen mit "Fallen" einige noisige Effekte und ziemlich schräg klingende Drum-Elemente weiter vor. Die Nummer spannt den Hörer zunächst auf die Folter, präsentiert jedoch mit einigen verspielten Acid-Bass-Synths sowie Vocoder-Elementen wieder einen stark an den Stil der 1990er angelehnten Track. Dieser sorgt über seine gesamte Spieldauer für ein kopfnickendes Erlebnis und weiß ebenfalls Eindruck auf Grund seiner Komplexität zu schinden.
Ambiente Klänge bekommt der geneigte Hörer bei "Melting Point" um die Ohren geworfen. Diese werden noch von glitchigen und nachhallenden Effekten begleitet und von weiteren Samples umhüllt. Einige Hat-Spielereien sowie Laser-artige Geräusche und des weiteren groovige Bass-Sequenzen runden die Nummer ab. Die Vocals kommen stark zur Geltung und alles in allem stellt der Track eine runde Sache da, die vor allem durch Abwechslungsreichtum besticht.
Mit warnenden Signalen und leisen Tönen legt zunächst "Century Of Sorrow" nach. Doch der Schein trügt, denn bereits nach kurzer Zeit kommen dicke Drumbeats und verspielte Bass-Synths zum Tragen. Das Arrangement scheint über die Dauer Spannung anheben zu wollen und liefert eine recht coole und tanzbare Nummer ab, die in sich geschlossen sauber ausgearbeitet wirkt. Auch hier hätte das Mastering einen Feinschliff vertragen können, jedoch kommt die Grundlage gut durch.
"Equalization" besticht wieder mit einem atmosphärischen Sci-Fi-Ambiente und legt einige imposante Effekte über verspielte Sequenzen. Diese laufen gekonnt ineinander und liefern ein nettes Gesamtbild ab. Auch Stereo-Effekte und Vocal-Einlagen kommen hier nicht zu kurz. Die Breakbeats erscheinen jedoch am präsentesten. Dennoch bremst sich der Track leider etwas selbst aus.
Als nächstes spielt "Automate" sehr stark mit Effekten und bringt etwas Experimentierfreude zum Vorschein. Neben coolen Sequenz-Einlagen, tragen satte Drumbeats und etwas FM-Synthese dick auf. Der Track klingt in sich geschlossen stimmig und legt einen maschinellen Gang ein, passend zum Titel. Auch hier kommen die Vocals stark zur Geltung. Eine etwas grobere Nummer, die jedoch zu überzeugen weiß.
Darauf folgen mit "W.H.A.T?" wiederum einige ruhigere Töne, die jedoch recht Distortion-lastig mit stark verzerrten Elementen spielen. Die Drumbeats gehen einem diesbezüglich leider streckenweise auf die Nerven und sorgen dafür, dass die doch netten Bass-Synth-Spielereien in den Hintergrund geraten. Erst als sich weitere Leads und Pads ergänzen, scheint der Track an Struktur zu gewinnen. So gesehen ist es zuletzt doch eine solide Nummer.
"Remake" legt mit Bass-lastigen Sequenzen weiter nach und liefert auch einige abgehackte Delay-Effekte. Der Track braucht etwas bis er an Fahrt gewinnt, liefert jedoch astreine Breakbeats und schöne Klangspielereien. Auch diese Nummer entpuppt sich als relativ komplex und trägt eigene Stilmittel gekonnt zur Geltung.
Experimenteller wird es wiederum mit "Wishlist". Neben einigen zögerlichen Effekten, kommen maschinell klingende Breakbeats und technoides Geschwurbel zum Tragen. Dicke Klangspielereien, die in Vocoder-behafete Vocals münden. Das Ganze trägt dick auf und versucht Volumen zu erzeugen. Nett anzuhören, jedoch etwas unausgegoren. 
Ambiente Klänge bekommt der Hörer zu Beginn von "Dellusion" zu hören. Die Nummer präsentiert sich etwas verträumter als Vergangene und besticht durch nette Stereo-Effekte sowie dick auftragende Samples. Dies stellt sich recht imposant auf variationsreiche Art und Weise dar und erzeugt einen guten Spannungsbogen, den man gerne von Anfang bis Ende verfolgt.
Zuletzt gibt es mit "No! I Am Not!" eine eher dystopisch anmutende, leicht Horror-lastige Nummer, die auf Bass-lastige Synths und verzerrte Beats setzt. Ein Track auf den man sich einlassen muss und welcher vor allem durch ein abwechslungsreiches Arrangement besticht.

Fazit:
Der Newcomer Egoist liefert hier ein wirklich solides Debut-Album ab. Jedoch muss man gleich zu Beginn anmerken, dass sich die meisten Tracks auf Breaking Moment doch ziemlich vom Arrangement sowie auch von der Tonalität ähneln und das Ganze auf Dauer relativ fad wirkt. Darüber hinaus hätte auch das Mixing und Mastering noch etwas an Feinheit vertragen können. Was jedoch positiv auffällt ist die klanglich stimmige Komplexität sowie das melancholisch-dystopisch zu Grunde liegende Ambiente. Der Künstler wirkt mit dem Dargebotenen authentisch und erinnert stark an Front Line Assembly & Velvet Acid Christ der 1990er Jahre. Somit ist das Album grundsolide, es fehlt jedoch leider die "Besonderheit" daran. Freunde des Electro-Industrials dürfen gerne mal reinhören.

Lieblingstrack: Fallen

Bewertung: 7/10

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