21.07.2020

The Midnight Computers ‎– Anxious



Genre: Post-Punk, Cold Wave, Dark Wave
Release: 2020

Frankreich ist nicht erst seit gestern bekannt als heißes Pflaster für anspruchsvoll melancholischen Cold Wave. So stammt auch die hier vorliegende drei-köpfige Band mit dem anmutig klingenden Namen The Midnight Computers aus dem eleganten Land der Vielfalt. Die Protagonisten dahinter heißen Alexandre Saitorant, Jonathann Cast & Pascal Roeder, welche mit diesem, noch gänzlich unbekannten Projekt, wohl ihre ersten Erfahrungen als gemeinsame Band machen. Das Debut-Album ist kürzlich beim renomierten Schweizer Label Swiss Dark Nights erschienen, hört auf den Namen Anxious und bietet eine technoide Cover-Optik. Darauf befinden sich neun neue Songs, wobei die letzten beiden noch als Demos betitelt werden, mit einer Gesamtspieldauer von knapp über einer halben Stunde. Zeit das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen!

Das Album startet sogleich mit dem gleichnamigen Song und einer ausschweifenden Delay-behafteten Sequenz. Nach kurzer Zeit setzen dick aufgetragene Drum-Beats, verträumte Gitarren-Klänge sowie weitere hochtönige Synth-Elemente an. Nach etwa einer Minute kommen leicht Effekt-behaftete Vocals zur Geltung, die von einem Hauch dunkler Romantik beseelt sind. Ein schöner Song, auch wenn der Mix noch etwas unausgegoren wirkt.
Mit "Succubus" bekommt der Hörer einen etwas fetzigeren Track, der auf verspielte Leads und tanzbare Breakbeats setzt, serviert. Die Bass-lastigen Gitarren-Klänge sowie die dumpfen Gesangs-Einlagen gliedern sich gut und kreativ hinein. Im Refrain bäumt sich der Track nochmal ordentlich auf und schafft es so einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das Arrangement ist klassisch und wird voluminös präsentiert.
"Laura" beginnt mit Distortion-behafteten Gitarren und legt einige Effekte obendrauf, bis das Ganze sich zu einer astreinen Cold Wave-Nummer entfaltet. Diese besticht durch Bass-lastige Sequenzen und dröhnende Pads. Die Nummer präsentiert sich recht geradlinig tanzbar und besticht noch mit einigen verträumten Gesangs-Elementen. Klassisch und schön.
Verträumt wird es auch mit den anfänglichen Klängen von "Blinding Necessities", wobei die ansetzenden dicken Drums schon einen kleinen Stilbruch darstellen. Dafür kommen jedoch das Bass-Spiel und die orchestralen Pads richtig stark rüber. Auch die teils Effekt-behafteten, teils cleanen Vocals kommen gekonnt zur Geltung und passen gut in diese doch Dark Wave-lastige Nummer hinein.
Weiter geht es mit "Disgrace" und gar einigen noisig dröhnenden Effekten, während rapide Drumbeats und schwurbelnde Bassline-Elemente den Track nach vorne treiben lassen. Die Vocals gehen dabei etwas unter, finden sich jedoch musikalisch passend überlagernd in den Gesamtmix hinein. Eine eher monotone Nummer, die den Hörer über eine gewisse Zeit auf die Folter spannt.
Etwas rockiger gibt "Murder Pain" daraufhin den nächsten Ton an. Die Gitarren-Elemente kommen gut und sorgen dafür, dass die Synth-Teile etwas in den Hintergrund geraten. Die Drums tragen jedoch etwas zu dünn auf und auch die Gesangs-Einlagen hätten präsenter ausfallen können. Nette Idee, leider kein guter Mix.
Auch sehr Gitarren-lastig, jedoch mit mehr Distortion, macht "Tears" weiter. Dieser wird von hochtönigen Synth-Melodien und weiteren Gitarren-Riffs überlagert. Gesanglich kommt noch etwas mehr Volumen rüber und alles in allem ist es keine schlechte Nummer, die vor Allem von verträumter Romantik lebt.
Daraufhin folgt mit "Our Most Beautiful Lies" der erste von zwei Demo-Songs, weswegen hier nicht näher auf den Mix eingegangen wird. Musikalisch klingt das Dargebotene recht angenehm und liefert ein vertraut, klassisches Arrangement wie bereits vergangene Tracks.
Den Abschluß macht darauf "Sportsmen" mit einer deutlich Synth-lastigeren Nummer, die auf analoge Bass-Sequenzen und tanzbare Breakbeats setzt. Auch hier kommen noch zusätzliche Gitarren und starke Gesangs-Einlagen hinzu, die das Ganze ästhetisch wirken lassen.

Fazit:
Dass es sich bei dem aus Frankreich stammenden Dreier-Gespann The Midnight Computers um ein Newcomer-Projekt handelt, ist durchaus aus diesem Debut-Album heraus zu hören. Anxious beinhaltet ein imposantes Sammelsurium an Post-Punk, Cold Wave & Dark Wave und geht gerne auch mal experimentellere Wege. Viele Stilelemente in den beinhaltenden Songs klingen relativ ähnlich, es wird jedoch auf Basis der Tonalität für etwas Abwechslung gesorgt. Nichts desto trotz hat man als Hörer das Gefühl, dass sich die Band erst noch finden muss. Auch, wenn das Album gesamtheitlich schön und verträumt klingt, so wird man das Gefühl nicht los, dass sich die Bandmitglieder nicht immer ganz sicher waren bei dem was sie hier abliefern. Darüber hinaus sind Mix und Mastering noch etwas verbesserungswürdig. Nichts desto trotz steckt sehr viel Potenzial in der Band und man kann sich sicher sein, dass wenn die Formation weiter macht, noch einige imposante Klänge zur Geltung gebracht werden.

Lieblingstrack: Blinding Necessities

Bewertung: 7/10

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