22.05.2020

Pouppée Fabrikk ‎– Armén


Genre: EBM
Release: 2020

Beim schwedischen EBM-Urgestein Pouppée Fabrikk bedarf es eigentlich nicht mehr vieler Worte. Das Projekt existiert nun bereits seit über dreißig Jahren und sorgte vor Allem in den 1990ern durch zahlreiche Veröffentlichungen für eine Menge Furore. Die härtere elektronische Gangart, die hier musikalisch gepflegt wird, war für die damalige Zeit bahnbrechend und dient auch heute noch als große Inspirationsquelle für viele nachfolgende EBM-Bands. Mastermind Henrik Nordvargr Björkk schuf zusammen mit Leif Holm ein Projekt, welches düster, schwer und brachial in Erscheinung tritt und mit ihrem Comeback zu Beginn der 2010er eine Menge EBM-Herzen höher schlagen ließ. Ihr Comeback-Album The Dirt lieferte vor sieben Jahren eine dicke Ansammlung neuer Tracks, die bereits jetzt schon Kult-Status erreicht haben und neben ihren alten Klassikern ebenfalls in zahlreichen Clubs für volle Tanzflächen und Live für ordentlich Geschubse sorgen. Umso erfreulicher war im letzten Jahr die Nachricht, dass an einem neuen Album gearbeitet wurde, dessen Tracks man zu Beginn diesen Jahres bereits auf einigen Events präsentiert hat. Kürzlich erschien somit auch das lang erwartete neue Album mit dem Titel Armén, welches zehn neue Tracks mit einer Gesamtspieldauer von knapp über fünfunddreißig Minuten Spielzeit beinhaltet und abermals beim renomierten belgischen Label Alfa Matrix veröffentlicht wurde. Es kann somit sicher gestellt sein, dass es wieder hart und brachial zur Sache gehen wird, denn alle Titel haben eine überschaubare Länge. Wer da nicht zugreift ist selber Schuld, somit heißt es Lauscher auf und hingehört!

"Only Control" startet mit dezenten Percussions und angriffslustigen Effekten, bis bereits nach kurzer Zeit der Track dem Hörer klar macht, dass hier kein Bein auf dem Boden bleibt. Henrik's brachiale Shouts regen das Tanzbein ebenso ordentlich an, wie die vertraut aggressiv rapiden Synth-Sequenzen und straighten Drumloops, die in moderatem Tempo nach vorne preschen. Ein überaus starker Auftakt, wie man ihn sich vorgestellt hat!
Daraufhin geht es mit maschinellen Geräuschen weiter mit "Blessings", welcher mit einer stark detuneten und schwer gemächlichen Bassline weiter nachlegt. Hier kommen zusätzlich variable Drums sowie verspielte Effekte zum Einsatz. Darüber hinaus sorgen blasphemische und leicht verzerrte Vocals dafür, dass der Track noch stärker an Düsternis und Härte gewinnt. Das Ganze klingt sehr stimmig und auf seine vertraute Art und Weise überaus bedrohlich. Fetter Sound!
"I Am Here To Stay" signalisiert zunächst mit Trommelwirbel, dass es ebenfalls aggressiv weiter geht. Hier bleibt das Tempo moderat und die sich zunächst zurück haltende Bassline gewinnt mit der Zeit immer mehr an Volumen. Die Vocals kommen ebenfalls wieder leicht verzerrt und stark zur Geltung und gehen dabei gut ineinander über. Auch diese Nummer versprüht eine Menge Brachialität und schafft es den Hörer voll und ganz in seinen Bann zu ziehen. Absolut überzeugend!
Mit zischenden Geräuschen und orchestralen Klangflächen legt "Knifeuser" zunächst spannend weiter nach. Die Bassline trägt dick auf und beinhaltet noch einen leichten Delay. Die Vocals sind dabei nochmals stärker verzerrt und liefern einige imposante Stereo-Effekte. Nachdem in einer überraschenden FLA-artigen Break die Spannung höher getrieben wird, bekommt man mit einer stark verzerrten FM-Sequenz die volle Breitseite dieses Tracks zu spüren. Die Shouts bekommen darüber hinaus noch einen ordentlichen Noise-Anteil oben drauf und der aggressive, gewaltige Inhalt prescht einem förmlich ins Gesicht. Eine Wahnsinns Nummer!
"Burn Forever" macht zunächst mit effektreichen Noises und Glitches weiter, bis hier eine lebhafte Bassline anfängt sprungartig den Ton anzugeben. Die Drum-Anteile dringen passend und Club-tauglich ein, während sich weitere Effekte im Hintergrund des Gesamtmixes überlagern. Die Vocal-Shouts kommen hier sehr clean zur Geltung und dringen auf brachiale Art und Weise sehr stilbewusst ins Trommelfell des Hörers. Diese Nummer ist ebenfalls stark, auch wenn die Bassline hier etwas mehr Raffinesse hätte vertragen können.
Experimentierfreudiger wird es daraufhin mit "A Line In The Sand". Hier bekommt man als Hörer zunächst einige verquere Sequenzen und verspielte Bassline-Anteile zu hören, während verstörende Samples im Hintergrund verhallen. Der Track spannt den Hörer zunächst auf die Folter, überlagert jedoch eine bereits aus vorherigen Tracks vertraute Bassline und schafft es die Spannung dadurch Aufrecht zu halten. Vocals treten dabei eher als Nebenprodukt röchelnd in Erscheinung, weisen gegen Ende hin jedoch nochmal mehr Brachialität auf. Ein imposanter Track zum Durchschnaufen.
Daraufhin kommen bei "Tripshifter" zunächst wieder einige Effekt-Samples zum Tragen bis nach kurzer Zeit überaus dicke Drumloops und groove Bass-Sequenzen das Arrangement weiter ausbauen. Eine überaus klassische EBM-Nummer, die eine Club-taugliche Zusammensetzung klanglich unterschiedlicher Elemente bereit hält. Die Vocals weisen hier wieder etwas mehr Verzerrung auf, kommen aber ordentlich zur Geltung. Sehr cool!
Muttersprachlich geht es mit "Kom Ta Mi Smärta" und einer äußerst schnellen Bassline weiter, die in rapidem Tempo nach vorne driftet. Ebenso passen sich die Drums auch in schnellem Tempo an, während Henrik auf schwedisch seine brachialen Shouts zum Besten gibt. Die Nummer ist an sich relativ monoton, schafft es jedoch vor Allem durch die Break in der Mitte und dem Tempowechsel einen "WoW"-Effekt mit sich zu bringen. Sehr raffiniert umgesetzt.
Mit sich aufbäumenden Klangflächen und einigen Effekten sorgt "Say Goodbye" für etwas Spannung. Eine detunete Bassline und dezent angergte Hats lassen den Hörer weiter aufhorchen. Die Drum-Elemte sind hierbei ziemlich klasse in Szene gesetzt und auch einige alarmierende Lead-Klänge integrieren sich gut in den Mix. Die Vocal-Shouts erfahren hier noch etwas mehr Delay als zuvor und kommen stark zur Geltung.
Den Abschluß dieses fulminanten Albums macht noch "Kick It" mit, nach anfänglich glitchigen Sci-Fi-Effekten, einer ordentlich atmosphärischen Nummer. Hierbei wird der Hörer zunächst durch dezente Bass-Synths auf die Hörer gespannt, während auch die Drums sich etwas Zeit lassen nach vorne zu kommen. Die Shouts kommen wieder stark zur Geltung und Alles in Allem klingt der Track sehr organisch und akustisch gut abgestimmt. Ein schönes Outro.

Fazit:
Wo Poupée Fabrikk drauf steht, da ist auch definitiv Poupée Fabrikk drin. Das Projekt bleibt nach wie vor seiner harten Linie treu und veröffentlicht mit dem nun siebten Studio-Album Armén ein wahres Feuerwerk der EBM-Kunst. Alle auf diesem Album enthaltenen Songs sind absolut stimmig und liefern eine ordentliche Mixtur bereits vertrauter Klänge. Darüber hinaus ist tatsächlich für eine Menge Variationsreichtum gesorgt, denn die Tracks unterscheiden sich alle ziemlich voneinander, so dass das Album durchgehend nicht langweilig wird. Das Ganze weiß auf ganzer Linie zu überzeugen und wirkt von Anfang bis Ende authentisch! Die schwedischen Haudegen haben definitiv ihr Handwerk nicht verlernt und liefern ein überaus hervorragend abgemischtes EBM-Album der besonderen Art ab, welches man sich auf jeden Fall nicht entgehen lassen sollte. Definitiv eines der großen musikalischen Highlights diesen Jahres!

Lieblingstrack: Knifeuser

Bewertung: 10/10

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