03.06.2020

Björn Peng ‎– Volk Off



Genre: Dark Techno, Industrial, Synth Wave
 Release: 2020

Es gibt ja schon einige Eigenbrödler im elektronischen Underground und einige brödeln ganz besonders eigen. Einer davon ist ohne Zweifel der ruhige Charismatiker Björn Peng. Das Projekt existiert nun bereits seit einem Jahrzehnt und konnte in dieser Zeit eine hohe Fanbase aufbauen und das nicht nur in Szenekreisen. Den Ansatz Mainstream-Techno/Rave mit düsterem Underground Electro zu kombinieren verfolgte er stets zielstrebig und das gelang ihm auch ganz gut, was den Erfolg seiner letzten Veröffentlichungen deutlich erklärt. Zudem wird das Projekt noch durch eine sozialkritische und politisch links orientierte Message beseelt, was vor Allem in der heutigen Zeit wieder einen großen und berechtigten Anklang findet. Volk Off ist nach dem, vor sechs Jahren, erschienenen Album Dark Rave (abgesehen von der EP Nihilist Tunes) sein bisher zweiter "Full length"-Release und liefert in anschaulicher und vielsagender Cover-Optik zehn neue Tracks mit einer Gesamtspieldauer von knapp vierzig Minuten. Das Album erschien kürzlich beim deutschen Punk-Label Twisted Chords in allen verfügbaren Abspielmedien und sorgte bereits für eine Menge Begeisterung. Dass der Künstler gern gesehen und gefeiert wird ist ein weiterer Grund sich das Ganze mal genauer anzuhören!

Das Album startet mit dem Titel "We Do" und einem bekannt gesprochenem Countdown. Nach kurzer Zeit schleicht sich eine treibende Bassline an den Hörer heran, während melodische Leads und Wave-Pads das Klangbild abrunden. Tanzbare Beats streben den Weg nach vorne an und sorgen dabei für ein Kopfnicken. Nach einiger Zeit nimmt der Track weiter Fahrt an und legt auf Stechschritt-artige Weise nach. Das Ganze klingt äußerst stimmig, harmonisch und macht Lust auf mehr.
Weiter geht es mit dem gleichnamigen Albumtitel, welcher zusammen mit dem Punk-Sänger Infant Sanchos aufgenommen wurde. Dieser liefert zunächst wobbelnde Bass-Synths und nach kurzer Zeit dicke Beats weiter ab. Industrial-lastig sorgt die dröhnende Geräuschkulisse für ein maschinelles Gesamtbild. Neben kritischen Shouts und wummernden Bässen ergänzen sich auch noch einige düstere Effekte im Hintergrund hinzu. Das Ganze wirkt ziemlich kreativ, bremst sich jedoch streckenweise selbst etwas aus.
Mit "Dead" wird ordentlich Gas gegeben. Neben schrillen Sample Schreien treten rasante Beats sowie einige verspielte Leads und monotone Bass-Sequenzen in Erscheinung. Der Track erinnert stark an Frühwerke von Björn Peng und wird belebt durch eine Mischung aus hochtönigen Flöten-artigen Spielereien sowie einem Planierraupen-artigen Arrangement. Die Schreie wirken auf Dauer jedoch etwas anstrengend und auch die schrillen Leads zum Mittelteil hin sind etwas zu viel des Guten.
Zusammen mit der anmutigen französisch-sprachigen Sängerin AN*SO wurde der Track "Fight" aufgenommen, welcher bereits von Beginn an auf Grund seiner eingängigen Bassline und den treibenden Beats  ziemlich stimmig wirkt. Abwechslungsreiche Percussion-Elemente und melodische Lead-Synths runden das Gesamtbild ab. Zudem passt der Gesang hervorragend in dieses doch recht Wave-lastige Klangbild. Ein wirklich schöner Track, der rundum stimmig wirkt!
Weiter geht es wiederum ziemlich Techno-lastig mit dem Song "Haram" zur Sache. Hier kommen wobbelnde Synth-Elemente und monotone Sequenzen besonders stark zum Tragen. Der Track braucht etwas Anlaufzeit und liefert des Weiteren Reverb-lastige Percussion-Elemente sowie tanzbare Techno-Beats dabei ab. Das Arrangement wirkt klassisch und in seiner Darstellung recht eintönig. Das wirkt auf Dauer etwas anstrengend und stellt somit einen der eher der schwächeren Songs auf diesem Album dar.
EBM-Fans können sich gleich zu Beginn über "Catcall" freuen, welcher zusammen mit Dregs produziert wurde. Die Bassline und die treibenden Drumbeats weisen schon ziemlich auf diese Musikrichtung hin, während das Ganze mit Projekt-typischen Dark Techno-Alüren weiter aufgebauscht wird. Der Track kommt erfrischend anders und auch die weiblichen Shouts ergänzen ziemlich gut dazu. Auf diese Art und Weise hat das Ganze etwas von Youth Code und kann sich durchaus hören lassen. Ein ziemlich cooler und überraschender Ansatz von Björn Peng!
Mit "Frust" geht es recht treibend zur Sache. Das deutet in erster Linie die Rave-lastige FM-Sequenz an, jedoch ergänzen sich auch entsprechend abgehackte, dicke Drumbeats hinzu. Das Ganze Arrangement wirkt ziemlich technoid und setzt sich in erster Linie aus kurzen Impuls-artigen Audio-Signalen zusammen. Auf diese Weise stellt das Alles eine ziemlich raue Nummer dar, die nichts für zart beseitete Gemüter ist und an frühe Tracks des Projekts erinnert. Die Message ist jedoch klar an Hand der Samples zu erkennen und würde auch die etwas schroffe Tonalität erklären.
"Raus Hier" macht weiter mit einer Synth Wave-lastigen Bassline und einigen entsprechend nachhallenden Synth Pads. Das Ganze braucht etwas Anlaufzeit, wirkt jedoch äußerst atmosphärisch. Auch die Drumbeats kommen deutlich weicher, was für eine willkommene und angenehme Abwechslung sorgt. Durch detunete Synths und Gekreische wird jedoch ein ziemlicher Cut in dieses Klangbild gebracht, was aus künstlerischer Perspektive sehr eindrucksvoll zur Geltung kommt. Ebenso ist die Temposteigerung ein tragendes Mittel dieses Eindrucks. Der Track präsentiert sich sehr kreativ und schindet auf diese Weise Eindruck!
Daraufhin wird es ziemlich flippig, gar Girlie-haft, als mit "My Own" eine Sängerin Namens Lisa mit schriller Mädchen-Stimme zu noch schrilleren Synth-Elementen im Minimal Electro-Gesang singt. "Barbie Girl" lässt hier grüßen. Dieser Stilbruch kommt äußerst überraschend und stellt eine poppige Nummer dar, die kaum etwas Dunkles an sich hat. Einzig die dicken, wummernden Beats und die monoton laufende Bassline zeigen noch, dass Björn Peng hier seine Finger im Spiel hat. Leider ein Track, den nur Liebhaber mögen werden.
Zusammen mit den Augsburger Haudegen von Projekt 26 liefert das Album mit "This Is Hell" noch den letzten Track ab. Dieser besticht zunächst durch alarmierende Synth-Geräusche und äußerst dick auftragende Drumbeats, welche zum Stompen einladen. Die Nummer bäumt sich stückweise auf und liefert in Kombination mit Timo's markanten Shouts eine coole Nummer ab, welche in gemächlichem Tempo vor sich hin grooved. Die Shouts sitzen ziemlich gut und sorgen dafür, dass der Track das nötige Feuer bekommt, um einen aggressiven Ausdruck nach vorne zu tragen. Mit Einsetzen einer Bassline wird das Ganze gar noch etwas EBM-lastiger, bleibt jedoch eher dem Industrial treu. Schöner Abschluß!

Fazit:
Das hier vorliegende Album stellt wirklich eine Überraschung des Dark Techno-Künstlers Björn Peng dar. Im Vergleich zu früheren Releases ist dieses überaus abwechslungsreich gestaltet, springt von einem Sub-Genre zum nächsten und beinhaltet darüber hinaus eine Menge namhafter Gastsänger. Einige der Tracks auf Volk Off ähneln früheren Veröffentlichungen, die meisten jedoch wirken absolut neu interpretiert. Der Künstler präsentiert mit diesem Album ganz neue Seiten von sich und setzt das zu einem großen Teil auch hervorragend um, was vor Allem die Produktion betrifft. Zugegebenermaßen sind auch einige gewöhnungsbedürftige, gar anstrengende Nummern dabei, was jedoch in erster Linie an den gewählten Stilmitteln und Klangfarben sowie der dauerhaften Monotonie liegt. Dabei handelt es sich jedoch nur um wenige Ausnahmen. Volk Off stellt wahrlich einen Geheimtipp dar, welcher vor Allem durch eine positiv kritische Message auf das aktuelle Weltgeschehen hervor sticht, und somit auch das bis dato beste Album des Künstlers abliefert.

Lieblingstrack: Fight

Bewertung: 8/10

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