Genre: Oldschool EBM, Dark Electro, Industrial
Release: 2020
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Es gibt mal wieder neuen Stoff aus der slowakischen Underground-Schmiede. Bei diesem Release des Projekts Morbid Fancy handelt es sich wahrlich um eine ziemlich große Überraschung, welche alles andere als einen Newcomer darstellt. Das Underground Oldschool EBM-Projekt existiert bereits seit Anfang der 1990er Jahre und gilt als eines der ursprünglichsten dieser Richtung aus der Slowakei. Mit Sepulchral Serenade veröffentlicht das renomierte Label Aliens Production nach 25 Jahren ein Comeback-Album des Dinosauriers, welches dicht gepackt sage und schreibe 15 neue Tracks beinhaltet. Dahinter verbergen sich die beiden Protagonisten Juraj Miki Mikoczi sowie ein gewisser Patrick, welche nach zwei Kassetten-Releases Mitte der 1990er über viele Jahre nichts weiter von sich hören haben lassen. Umso mehr erfreut es düstere EBM / Dark Electro-Herzen der alten Schule, dass (wie so oft) nach über zwei Jahrzehnten doch noch wieder neues Futter das Licht der Welt erblickt und auf diese Art und Weise ein alter Hase wieder aus der Bresche springt. Das Album weist eine Gesamtspieldauer von fünfundsechzig Minuten auf und ist digital beim Label via Bandcamp erhältlich. Zeit sich das Ganze mal genauer anzuhören!
Es geht los mit "Psychoanalysis 771" und voluminösen Oldschool Drum-Beats, wie sie von einem Yamaha RX21 stammen könnten. Zudem gesellen sich vertraute Bass-Klänge und düstere Wave Pads hinzu. Die Sequenzen treten ganz im Stile der alten Schule in abgehackter Variation in Erscheinung, während die Vocals sich im stark verzerrten Dark Electro-Gewand gelungen in den Gesamtmix eingliedern. Ebenso kommen verquere Effekte stark rüber. Man möchte nicht meinen, dass es sich um eine neues Album handelt. Das Produktionsniveau ist jedoch ziemlich hoch.
Mit "I Saw The Corpse" folgen Horror-lastige Synthflächen sowie weitere düstere und Effekt-behaftete Pads, die das Ganze gekonnt überlagern. Mit tosendem Donnern stoßen des Weiteren noch einige Noise-Effekte hinzu. Die verzerrten, streckenweise geshouteten Vocals stoßen ebenfalls abermals gelungen hinzu. Mit Orgel-Klängen schlägt dieser Oldschool Dark Wave-lastige Song schwermütig zu Buche und ebnet sich seinen Weg bis zum Trommelfell des Hörers hin. Starke Nummer!
Der nächste Titel trägt die brachiale Aussage "Die From Pain (Life Is Painful)" und setzt mit dunklen Lead-Sequenzen sowie experimentierfreudigen Drumbeats weiter an. Hinzu kommen wirklich sehr gelungene Shouts und ein komplexes Arrangement, welches mit allen Wassern gewaschen ist. Aus diesem Song geht eine Menge Seelenschmerz hervor, was deutlich spürbar ist, und gelungen unter die Haut geht! Fette Nummer von Anfang bis Ende!
Mit düsteren Samples setzt auch "Captive Of Drugs" weiter an. Hinzu kommen Oldschool-lastige Drumbeats, weitläufige Synthflächen und ein schönes Stereo Sound-Gewand. Die Vocals treten hier sporadisch in Erscheinung und halten sich über weite Strecken zurück! Ein über weite Strecken eher gemächlicher Track, welcher den Hörer in seinen Bann zieht und sich dynamisch immer weiter aufbäumt. Ab der Mitte nimmt dieser etwas mehr Fahrt auf und sorgt dafür, dass kein Bein auf dem Boden bleibt. Erstaunlich gut!
Weiter geht es mit "Mortal Virus" und abermals düsteren Klangflächen, während vereinzelte Glitch- und Noise-Sequenzen im Hintergrund verhallen. Nach diesem Sci-Fi-lastigen Intro tragen nach vorne preschende Leads und verspielte Effekte dick auf und sorgen so dafür, dass sich die Nummer zu einem astreinen Dark Electro-Track entwickelt, welcher streckenweise zwar etwas atonal wirkt, jedoch einen guten Gesamtmix abliefert. Die Nummer bremst sich hier und da etwas ab, sorgt jedoch trotzdem für eine imposante Atmosphäre.
"Kidnapping" beginnt mit ambienten Drone-Elementen und einigen Horror-lastigen Sound Samples. Auch das dezente Glockenspiel passt hervorragend ins Gesamtbild. Ebenso schwermütig und gemächlich wie der Instrumentalteil kommen auch die Vocals bei dieser ernsten Nummer zum Tragen. Auch wenn hier innerhalb der Länge von fast sieben Minuten nicht viel passiert, geht die gesamte Atmosphäre dennoch sehr ergreifend unter die Haut.
Mit "Burning Heads" wird es wiederum etwas rhythmischer. Gut sitzende Drumloops und orchestrale String-Leads ergänzen sich überlagernd zu einem feinen Breakbeat-Track. Die Vocals geraten hier etwas in den Hintergrund und tragen leider auch streckenweise schwach auf, jedoch weiß diese Nummer auf Grund ihres morbiden Oldschool Charmes zu gefallen.
Des Weiteren folgt mit "The Devil's Scythe" eine psychotische Nummer, welche auf Grund der stark sitzenden String-Elemente an Placebo Effect erinnert. Bass-Flächen bäumen sich im Hintergrund stark auf und es wurde ein abwechslungsreiches Arrangement daraus geformt, bei dem auch dicke Drumbeats welche in langsamen Tempo zur Geltung kommen, nicht fehlen dürfen. Eine rein instrumentelle Filler-Nummer, welche streckenweise die Spannung immer weiter anhebt.
"Discouragement" ist wiederum von Effekten und Reverb beseelt und sorgt nach ein wenig Vorlaufzeit für einen deutlich schnelleren und tanzbaren Rhythmus in Kombination mit einer coolen EBM Bassline, welche sich passend zu den in Erscheinung tretenden Drums und verspielten Melodien hinzu ergänzt. Ein wirklich toller Track, der von Anfang bis Ende zu gefallen weiß und auch klasse Vocal-Parts liefert. Oldschool pur!
Daraufhin geht es mit "Sanguinis Sitis" Tribal-lastig weiter. Im Ritual-Gewand kommen Percussions sowie effektreiche Sample-Elemente zum Tragen, die von düsteren Wave Pads begleitet werden. Mit schwermütigen Gesängen und weiteren dunklen Klängen setzt diese Nummer seine komplette Reise fort.
Der darauf folgende "Ascend" ist beseelt von einer Menge Effekthascherei im Rhythmus, während hier und da noch einige verspielte Drumeffekte sowie dunkle Klangflächen zum Besten gegeben werden. Der Track macht auf seine eigensinnige Weise Spaß und ebnet ein atmosphärisches düsteres und organisches Eigenleben, welches von den dick auftragenden Shouts noch verstärkt wird. Tolles Ding!
"Helium" setzt zunächst auf dröhnende Bass-Synths und unheimliche Piano-Melodien, während nach kurzer Zeit dicke Drums wie das Krachen einer Tür auf den Hörer einpreschen. Der Track weitet sein Arrangement immer weiter aus und dehnt sich dabei gelungen aus. Der komplexe Ansatz kommt stark rüber und lässt die Spannung nach und nach größer werden. Auch die eher EBM-lastigen Bass-Synth-Anteile wissen sich gelungen in den Song zu integrieren. Wirklich fett!
Auch bei D.A.L.M. bleibt es, wie könnte es anders sein, düster und schwermütig. Wobei hier schon starke Glitches und verquere Effekte über lange Zeit den Ton angeben. Das hat was von einem Horror Score und wird in seiner musikalischen Darstellung nur schwerer und wütender. Die Vocals sorgen dafür, dass die Nummer komplett ausbricht und ein brachial, verstörendes Industrial-Feuerwerk abliefert, wobei der Gitarren-lastige Stilbruch zur Mitte hin schon ein Genie-Streich ist.
Mit "Countenance" ergänzt sich zur Abwechslung mal wieder eine etwas harmonischere und melodische Nummer, die auf hochtönige Synth-Melodien und weitflächige Pads setzt, während bedrohliche EBM-Bässe in Kombination mit tanzbaren Breakbeats einen schönen Dark Electro-Track formen. Tolles Dinge, welches streckenweise an alte Mentallo & The Fixer Songs erinnert.
Den Abschluß liefert daraufhin noch das kurze Outro "Redemption", welches sich in erster Linie aus verschrobenen Samples, stark verzerrten Effekten und krachigen Geräuschen zusammensetzt.
Fazit:
Dieses Comeback-Album eines schon lange in Vergessenheit geratenen Oldschool EBM-Dinosauriers stellt wahrlich eine sensationelle Überraschung dar. Morbid Fancy liefern hier ein Sammelsurium an düsteren, Horror-lastigen und dunklen Tracks, die kreativer und stilvoller nicht sein könnten. Auf dem vollbepackten Sepulchral Serenade wird es mit keiner Minute langweilig und es macht wirklich Spaß dieses Meistewerk von Anfang bis Ende zu hören und sich an neuen Ideen und impulsiven Horror-Einlagen zu erfreuen. Das Album ist definitiv nichts für sanfte Gemüter und auch nichts für Leute, die es lieber hell und freundlich mögen. Dafür versprüht jeder Song dieses slowakischen Duo eine Menge Charme und Eigeninitiative, welche man so nicht mehr erwartet hättet. Auch wenn sich der ein oder andere Song etwas ausbremst, atonal klingt oder monoton wirkt, so bleibt es trotzdem durchgehend authentisch und atmosphärisch. Ein tolles Album und ein Pflichtkauf für jeden, der Wert auf die Klänge der alten Schule legt!
Lieblingstrack: Discouragement
Bewertung: 10/10
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