15.06.2020

Sphere Corners ‎– Future Fail


Genre: Dark Techno, EBM, Industrial
Release: 2020

Mit dem hier vorliegenden Album versucht ein absolut unbekannter und kompletter Newcomer sich einen Platz in der Welt des Underground Electros zu schaffen. Zugegebenermaßen lacht bei dem Debut-Album des Projekts Namens Sphere Corners einen zunächst die dystopisch gehaltene Sci Fi-Cover Optik an, welche das Aufsehen einiger Electro-Enthusiasten erregen könnte. Dahinter verbirgt sich ein aus Washington stammender US-Amerikaner Namens Luis M., welcher Referenzen wie "Front Line Assembly, Nitzer Ebb & Front 242" angibt und dadurch EBM-Herzen höher schlagen lassen könnte. Doch Einflüsse allein schaffen noch kein Erfolgsrezept. Der Künstler veröffentlicht mit Future Fail sein erstes Album rein digital unter eigener Hand und liefert acht neue Tracks sowie eine Remix-Variante. Mit knapp einer dreiviertel Stunde weist dieses Album eine klassische Länge auf und kann unter allen digitalen Streaming-Plattformen gehört werden. Ob das Ganze auch überzeugen kann, ist natürlich eine andere Frage!

Das Album startet mit "Martial Law" und hochtönigen Bass-Sequenzen, sowie gemächlichen Percussion-Loops in feinem Stereo-Gewand. Das Arrangement ist Oldschool-lastig gehalten, der Mix liegt jedoch etwas schwach auf der Brust. Der Track ist äußerst monoton gestaltet und variiert nur an wenigen Stellen. Dies auch hauptsächlich im Falle der Drum-Sequenzen, während sich hier und da tonale Verschiebungen und einige Samples hinzu ergänzen. Ganz nett soweit, mehr aber auch nicht.
Mit "First Wave" folgen einige atmosphärisch martialische und effektbehaftete Samples, die den Hörer über lange Zeit auf die Folter spannen. Erst nach einiger Zeit ergänzen sich verquere Acid-Sequenzen sowie straighte Drumloops hinzu. Musikalisch klingt das nicht wirklich raffiniert, auch wenn die Bassline tonal zumindest zu überzeugen weiß. Der Track versucht sich in einigen tanzbaren Club-Ansätzen, zündet jedoch nur marginal. Leider ist das etwas, was der geneigte Hörer schon zu oft gehört hat.
Der gleichnamige Albumtrack macht in ähnlichem Gewand, nur etwas düsterer weiter. Das erinnert stark an Tracks von Terence Fixmer, hier fehlt es jedoch an nötigem Pepp. Wobei die Klangfarbe der Bass-Sequenzen schon zu gefallen weiß. Allerdings wirkt diese dauerhafte Monotonie auf Dauer anstrengend. Bei diesem Track wissen vor allem die Spetsnaz-artige Lead-Sequenz sowie snappy Snare-Drums deutlich besser zu überzeugen.
"Machine Soldiers" setzt weiter an mit einigen Sound Samples und einer kräftigen Bassline. Dieser Track entwickelt sich überraschend gut, auch wenn hier die Drums etwas fetter sitzen könnten. Das Arrangement wirkt ziemlich ausgewieft und die komplette EBM-Nummer geht gut runter. Auch die verspielten Percussion-Ansätze wissen hierbei zu gefallen. Zwar könnte auch dieser Mix besser sein, jedoch ist das bisher der beste Track auf diesem Album!
Mit "Drone Attack" macht das martialische Sci-Fi-Paket mit einer sauberen EBM-Bassline und straighten Drums ebenfalls weiter. Das musikalische Zusammenspiel ist hier äußerst gelungen und die dunkle Note steht diesem Song wirklich gut. Zwar ist auch hier wieder eine Menge Monotonie im Spiel, diese wummert jedoch angenehm durch und der Künstler versucht sich an einigen experimentierfreudigen Effektelementen. An sich ganz cool und sehr klassisch. Das Album wird von Song zu Song tatsächlich besser.
Darauf folgen mit "Control" vermehrt verquere und hochtönigere Sequenz-Spielereien, während die Drums ziemlich untergehen und einen schwachen Anschlag besitzen. Klangfarblich ist das Ganze wie in den anfänglichen Tracks, jedoch ist der Mix wirklich nicht gut und sorgt dafür, dass der Track auf Dauer ziemlich anstrengend wirkt. Nette Idee, klassischer Ansatz, schwacher Umsatz.
"Decaying Planet" versucht sich mit starken Effekten, welche vor Allem einige Pitch-Elemente erfahren haben. Mit alarmierenden Signalen setzt diese Nummer anfänglich an, ergänzt nach einiger Zeit dickere Drums hinzu und lässt den Hörer darauf warten was wohl als nächstes passiert. Das Arrangement weiß jedoch durch einige Leads des Weiteren zu imponieren und lässt einzelne Elemente verspielt aufeinander wirken. Das ist wirklich nicht schlecht und erinnert stark an den belgischen Stil des Oldschool EBM in Form von Signal Aout 42.
Den eigentlich letzten und auch längsten Song auf diesem Album bildet "Civilization" mit über zehn Minuten. Hier bekommt der Hörer zunächst einmal eine Menge Effekt-behafteter Lead-Sequenzen und Sound Samples um die Ohren geworfen. Später kommen noch einige Synth Pads sowie melodiöse Einlagen hinzu. Streckenweise driftet das Ganze schon stark in den Synth Wave ab und erinnert etwas an den Stranger Things-Soundtrack. Es sind jedoch auch einige Effekte dabei, die sich etwas zu sehr überlagern und der Musik somit ihre Ästhetik klauen. Imposant jedoch wie variationsreich diese Nummer trotz 10 Minuten Länge noch bleibt.
Zum Schluß bekommt man von "Machine Soldier" noch den einzigen Remix und auch Track eines Künstlers Namens Ex Human zu hören, welcher jedoch nicht verkehrt klingt.

Fazit:
Es ist nunmal Fakt, dass es ein Newcomer immer schwer hat und schwer haben wird. Das Genre EBM lebt nun bereits seit vierzig Jahren und in dieser Zeit haben bereits unzählige Projekte Töne fließen lassen. Bei Sphere Corners merkt man eindeutig, dass Luis M. hier in die Fußstapfen großer Namen treten wollte. Sei es die dystopische Sci-Fi-Futuristik von Front 242 & Front Line Assembly oder auch die martialische Dynamik von Nitzer Ebb & Spetsnaz. Der Künstler versucht hier einen ähnlichen Stil auf die Beine zu stellen, was ihm jedoch leider nur spärlich gelingt. Es fehlt an Abwechslung und Variationsreichtum, es fehlt an Eigendynamik und Wiedererkennungswert und zudem ist der Gesamtmix dieses Albums ziemlich schwach. Nichts desto trotz sind vor Allem die Klangfarbe der Bass- & Lead-Synths sehr schön gewählt und man darf dem Künstler auch anrechnen, dass sich auf Future Fail auch einige Überraschungen seitens Drums und Percussions befinden. Ein ziemlich klassisches Album zwischen EBM & Techno, jedoch leider ohne Wiedererkennungswert.

Lieblingstrack: Machine Soldiers

Bewertung: 6(,5)/10

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