Release: 2020
Homepage: https://www.echoberyl.com/
Gute Musik sollte gefördert werden, das steht fest, und oftmals sind Newcomer, die bereits erstmalig klasse abliefern konnten auch ein zweites mal gern gesehen. Hinter dem französisch-italienischen Projekt Echoberyl verbergen sich die beiden in Paris lebenden Protagonisten Adriano Iacooangeli & Cecilia Dassonneville. Zu ihren Einflüssen zählen sowohl Synth Pop-Ikonen der 1980er als auch diverse Film-Soundtracks. Nachdem bereits letztes Jahr das Debut-Album "Apparition" einen wunderschönen Cold Wave-Beitrag mit sehr persönlichen Texten darstellte, ließ Album Nummer zwei mit dem Titel The Awakening Of A Mutant Girl nicht lange auf sich warten. Dieses geht jedoch laut Aussage eine eher andere Sci Fi-lastigere Richtung und orientiert sich vermehrt an modernen Synth Wave. Somit schlagen die beiden Künstler nun ganz andere Wege ein und zeigen, dass sie ein facettenreiches Gewand an den Tag legen. Das neue Album erscheint diesmal beim renomierten Wave-Label Cold Transmission Records und umfasst eine klassische Größe von zwölf neuen Songs mit einer Gesamtspieldauer von knapp einer dreiviertel Stunde. Sängerin Cecilia performed dabei den Album-Titel gekonnt und anmutig auf dem Cover. Zeit das Ganze mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Es geht bereits von Beginn mit Sci-Fi-lastigen Lead-Sequenzen und passend dazu gewählten Wave-Pads futuristisch mit dem Titel "Into The Beyond" los. Hinzu kommt noch eine sich schön integrierende Bassline, während der Gesang zunächst nasal und später vulominös mit leichtem Reverb-Effekt zur Geltung kommt. Hier zeigen die Künstler bereits von Anfang an, dass sie weit mehr als klassischen Post-Punk/Cold Wave, wie im Vorgänger-Album, können. Das Ganze ist darüber hinaus sehr gut produziert und abgemischt und geht äußerst angenehm ins Ohr.
Daraufhin geht es gemächlich mit "Mutation" und einigen verträumten Synth-Einlagen weiter. Die Percussion-lastigen Drums klingen darüber hinaus sehr loungig und sorgen dafür, dass diese Downtempo-Nummer zum Schwelgen einläd. Dies wird vor Allem verstärkt durch weitläufige Klangflächen sowie atmosphärische Lead-Sequenzen. Der leicht nachhallende Gesang integriert sich darüber hinaus weiterhin sehr gut in den Mix und sorgt so für eine runde Sache.
"A Prey" wiederum legt ein schnelleres Tempo an den Tag und überzeugt durch ein clubbiges Arrangement sowie hochtönige Lead-Synths. Dabei handelt es sich um eine klassische Synth Pop-Nummer, welche tanzbar gestaltet ist und tonal verspielte Klänge bereit hält. Der Gesang gliedert sich darüber hinaus hier ruhig und freundlich in den eher minimalistisch gewählten Mix hinein. Ein wirklich schöner Song, der durchgehend zu gefallen weiß.
Als nächstes folgen mit "The Underworld" einige Effekte und nachhallende Bell-Klänge, während der Gesang eine schöne Ballade zum Besten gibt. Das sich passend hinzu ergänzende Gitarren-Spiel sowie die gemächliche Bassline sorgen dafür, dass dieser Track einen Post-Punk-lastigeren Eindruck erfährt. Darüber hinaus runden verträumte Pads und melodiöse Leads das Ganze ab. Ebenfalls eine sehr schöne Nummer.
Darauf baut auch "Melody Out Of Time" auf. Auch hier kommen Post-Punk-lastigere Strukturen durch Gitarre und Bassline zum Einsatz. Die Drums bleiben dabei klassisch und liefern einen tanzbaren Beat ab. Der Gesang gliedert sich anmutig in den Gesamtmix hinein. Zur Mitte hin entfaltet sich die Nummer zusätzlich durch weitere Pad-Elemente und Synth-Spielereien.
Mit "Les Etoiles" folgt der erste französisch-sprachige Song in einem Synth Wave-lastigen Sci-Fi-Gewand und sorgt durch Effekt-reiche Synth-Spielereien und sich leicht zurückhaltende Drum-Elemente für ein minimalistisch futuristisches Gesamtbild. Der Gesang wirkt ebenfalls sehr ruhig und integriert sich wunderbar mittels zusätzlichem Nachhall in den Gesamt-Mix. Auch diese Nummer ist anmutig und schön.
Die zweite Hälfte beginnt mit "Aliens" und damit einem sehr Synth Wave-lastigen und clubbigen Track, der das Tempo ordentlich anzieht. Die Gesangs-Struktur integriert sich ruhig in diese Sequenz-lastige Nummer, bei der verschiedene Tonalitäten ineinander übergehen. Vom Gesamtvolumen ist der Track jedoch überaus überzeugend und sorgt für ein gedankenverlorenes Bewusstsein. Klasse Nummer!
Mit dem kurzen Filler "Farewell" folgt eine recht experimentelle Nummer, die auf Glitches und sich zurückhaltende Synth-Elemente setzt, während ein langgezogener Sprachgesang das Ganze abrundet und den Hörer so auf die Folter spannt. Das Ganze ist dadurch etwas unheimlich gestaltet.
"Last Steps" ist daraufhin wiederum sehr Club-tauglich und tanzbar und setzt auf verspielte Sequenzen, eine durchgängige Bassline, episch agierende Leads und straighte Drum-Elemente. Dabei kommen melancholische Gesangseinlagen sowie zusätzliche Gitarren-Klänge ebenfalls nicht zu kurz. Die Nummer gestaltet sich in sich geschlossen sehr experimentierfreudig und weiß hier und da klanglich zu überraschen.
Weiter geht es mit "La Ravissement", welche zunächst auf moderate Drumbeats und leise Bass-Sequenzen setzt. Der gesamte Track ist eher minimalistisch gestaltet und spielt mit Post Punk-Elementen, verträumten Gesangs-Einlagen und Synth Wave-lastigen Strukturen. Wobei zur Mitte hin ein äußerst moderner Touch das Gesamtbild abrundet. Interessant und imposant zugleich.
Als nächstes steigt auch "Taking The Space" aufs futuristische Synth Wave-Zugpferd und wird von clubbigen Beats sowie langatmigen Wave-Pads abgerundet. Vor Allem die Theremin-artigen Elemente kommen stark zur Geltung, während gesanglich hier wieder stark agiert wird. Ein sehr schöner Mix verschiedener Stile und Synth-Elemente, die stark zur Geltung kommen.
Den Abschluß dieses gelungenen Albums liefert noch "A Hundred Years" in einem Filmscore-artigen Gewand, welcher etwas an Danny Elfman erinnert. Hier kommen Piano- und Harfen-Samples sowie Bell-Klänge zur Geltung, während Violin-Pads das orchestrale Gewand abrunden. Verträumt singt Cecilia hier in anmutiger Tonlage und lässt den Hörer in eine verwunschene Tim Burton-Welt eintauchen. Ein wirklich überraschender, jedoch sehr schöner Abschluß.
Fazit:
Mit ihrem zweiten Album haben Echoberyl tatsächlich ganz andere Wege eingeschlagen, wie noch mit ihrem letztjährigen Vorgänger-Album. Doch das muss nichts schlechtes bedeuten, ganz im Gegenteil. Das Pariser Künstler-Duo weiß auf The Awakening Of A Mutant Girl gekonnt Synth Wave-lastige Elemente mit Post Punk und Synth Pop zu kombinieren und liefert einen ganz eigenen sowie unverwechselbaren Charme. Hinzu kommt noch, dass dieses Album so einige überraschende Klangeinlagen und experimentierfreudigen Abwechslungsreichtum bereit hält, den man so nicht erwartet hätte. Cecilia's Gesang weiß darüber hinaus sich anmutig und schön in den Gesamtmix zu integrieren, auch wenn das zugegebenermaßen hier und da leider etwas dünn wirkt. Jedoch ist das Album äußerst kreativ gestaltet und sorgt dafür, dass die Spannung über die gesamte Länge Aufrecht gehalten wird. Ein sehr schöner musikalischer Beitrag, welcher eine besondere Empfehlung für Musik-begeisterte Hörer, die auf das etwas Andere stehen, darstellt.
Lieblingstrack: A Prey
Bewertung: 9/10
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