22.09.2020

Hammershøi ‎– Hammershøi


Genre: EBM, Synth Wave, MInimal Electro

Release: 2020

Homepage: https://www.facebook.com/Hammershoiband/

Ein besonderes Phänomen heutiger Newcomer-Bands ist, dass diese vermehrt auf Crossover-Stile setzen als einen rein straighten Genre-Weg zu gehen. Dies kann allerdings recht positiv betrachtet werden, denn bringt dies stets auch einen frischen Wind in die Szene-Landschaft. So ordnet sich das aus Rouen, Frankreich, stammende Projekt Hammershøi selbst als eine Mischung aus EBM, Synthwave & Synth Pop zu. Das Duo besteht aus den Protagonisten Anne Dig & Ben Montes, welche beide bisher noch keine weiteren Referenzen nachweisen können. So jungfreulich erschien jedoch das gleichnamige Debut-Album kürzlich beim renomierten schweizter Wave-Label Swiss Dark Nights, welches dadurch vielversprechend wirkt. Dieses Album stellt den ersten Release der Band dar, beinhaltet acht Tracks und eine Gesamtspieldauer von knapp einer halben Stunde. Man darf also gespannt sein.

Das Album startet mit dem Titel  "Asphyxia" und einer straighten Synthwave-Bassline, welche auf Grund detuneter Tonalitäten vermehrt in die EBM-Richtung geht und dies durch schroffe und verspielte Drum-Strukturen verstärkt wird. Neben weiblich flüsternden Vocals kommt noch ein männlicher Sprachgesang hinzu, beides in der Landessprache. Zusätzlich überlagern sich noch einige Leads, während die Melodien relativ verquer anmuten. Der Mix hätte darüber hinaus etwas ausgereifter sein können. Auf diese Art hat das Ganze jedoch etwas von Liaisons Dangereuses.

"Allégorie" setzt an mit einigen Brute-lastigen Sequenzen, mündet jedoch in eine astreine Bassline und clubbige Dreambeats, während auch einige atmosphärische Synth Pads ertönen und die beiden Protagonisten einen französischen Sprachgesang mit Reverb-Effekt an den Tag legen. Hier und da variiert der Track noch durch einige Sequenz-Sprünge, baut jedoch nicht wirklich Spannung auf. 

Weiter geht es mit einigen experimentellen Synth-Spielereien und dem schnellen Track "26 avril 2019". Dieser orientiert sich verstärkt an Minimal Electro der frühen 1980er und spielt mit fiepsigen Klängen sowie einfach gestrickten Drums, während ein französisch nachhallender Sprachgesang das Ganze abrundet. Musikalisch ist das zwar etwas mager, jedoch dringen die Klänge gut ins Ohr.

Daraufhin legt "Cathédrales" zunächst mit Effekt-reichen Drum-Elementen nach, während eine rapide Bassline den Ton angibt. Die Tonalität unterscheidet sich nicht sonderlich zu vorherigen Tracks, jedoch ist das Arrangement ausgeklügelt und gut strukturiert. Für etwas Abwechslung sorgt neben dem guten Sprachgesang und die passend einsetzenden Percussion-Elemente.

Mit dem deutschen Titel "In Weiter Ferne So Nah!" bleibt es minimalistisch. Neben verspielten Bass-Sequenzen und Percussion-lastigen Drum-Elementen kommen noch einige Sprachsamples zum Tragen sowie verträumte Wave Pads. Der Gesang könnte etwas besser auf der Tonlage liegen und der Mix wirkt auch hier leider etwas unausgereift. Die Idee dahinter ist jedoch nicht verkehrt.

"Bir Hakeim" setzt zunächst auf eine verquere Bassline und clubbige Drumbeats. Das Ganze klingt nach wie vor vertraut und mittels Analogmaschinen aufgenommen. Die Vocals bekommen ebenfalls einen etwas eigenartigen Effekt, während hier und da zischende Synth-Leads in Erscheinung treten. Das Ganze wirkt etwas eigensinnig und zerstreut, aber nicht schlecht.

Mit "Ivry" wird es des Weiteren wieder etwas Synthwave-lastiger. Die Bassline kommt gut und auch die sich gemächlich hinzu ergänzenden Drum-Elemente wissen eine starke Atmosphäre an den Tag zu legen. Der Track macht über weite Strecken Spaß und schafft es den Hörer gedanklich einzunehmen. Auch die Gesänge wirken dabei besonders stark. Ein wirklich schönes Stück Musik.

Den Abschluß macht noch "Il Neige Dans La Nuit" mit einem klassisch rapiden Minimal Wave Track und weiblichen Gesangseinlagen. Das steht dieser Nummer auch sehr gut und auch die einsetzenden Leads sowie fiepsigen Synth-Elemente wissen zu überzeugen. Ein kurzes und knackiges Ende mit Stil.


Fazit:

Auch wenn Newcomer stets vielversprechend wirken, so ist auf einen gekonnten Ersteindruck zu achten, denn dieser bleibt. So schafft es das Duo Hammershøi tatsächlich wie angegeben die Stile EBM & Synth Wave abzudecken sowie einen starken Minimal Electro Anteil an den Tag zu legen. Dennoch weist dieses Album leider so einige Macken auf, angefangen vom relativ schwachen Gesamtmix über die leider tonal etwas schwachen Gesangslagen wie auch diverse Disharmonien innerhalb der Tracks. Die meisten Songs wirken alle leider etwas unfertig und ähneln sich in ihrer Gangart zu sehr, so dass diese schwer voneinander zu unterscheiden sind. Jedoch kann man die Kreativität, welche die Protagonisten hier an den Tag legen, ruhig anrechnen, denn die Idee dahinter ist nach wie vor recht gut und man hätte etwas mehr heraus holen können. Potenzial ist da, somit kann man die Band nach wie vor im Auge behalten.


Lieblingstrack: Ivry


Bewertung: 6(,5)/10

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