05.11.2020

Holon ‎– Experiments Against Reality

 


Genre: Synth Wave, Dark Techno
Release: 2020
Homepage: https://www.facebook.com/markholon/

Mark Rydyger alias Holon ist wahrlich ein Phänomen. Der kanadische Künstler veröffentlicht seit den letzten  fünf Jahren ein fulminantes Album nach dem anderen und davon teilweise sogar zwei innerhalb von einem Jahr. Nicht nur, dass sein Output an Musik wahnsinnig groß ist, auch die Qualität kann sich mehr als hören lassen. Mit dem hier vorliegenden Experiments Against Reality erschien nun bereits das zweite Holon-Album innerhalb diesen Jahres und somit nun auch das siebte Studio-Album innerhalb von fünf Jahren. Auch dieses wird wieder über das eigene Label Subatomic Audio digital vertrieben und beinhaltet zwölf neue Tracks mit einer satten Gesamtspieldauer von knapp über einer Stunde. Man kann davon ausgehen, dass auch dieser Release die Hörerschaft abermals in dystopisch sphärische Soundkulissen entführen möchte. Zeit sich das Ganze somit näher anzuhören.

Es geht los mit "The Human Way" und spacigen Synth Wave-Sequenzen sowie im Hintergrund verhallende, atmosphärische Pads. Der Beat wird langsam durch eine dezente Bassdrum hinzu ergänzt, während sich das Arrangement stückweise aufbaut. Desweiteren klingen die Melodien und Synth-Elemente wunderschön verträumt und laden zum Zurücklehnen und Genießen ein. Coole Breakbeats runden das Ganze noch weiter ab.
Ebenfalls harmonisch schließt "Our Time Fades" mit weiteren spacigen Melodien und sich dezent integrierenden Breakbeats an. Zischende Glitch-Geräusche und schöne Soundsphären tragen diesen Track gemächlich ambient nach vorne.
Nach diesem entspannten Start legt "Construct" mit etwas mehr Speed sowie einer gekonnt integrierten Bassline, welche einige Rhythmus-Sprünge aufweist, weiter nach. Das Ganze erinnert in der dargebotenen Form etwas an Covenant und weiß durch solide Einfachheit und einige Breakbeats, die in eine groovig tanzbare Nummer führen, gut zu überzeugen. Man verfolgt auch diese Nummer wirklich gern, da sich auch hier wieder alles stückweise aufbaut und stets für neue klangliche Erlebnisse sorgt.
"Strength In Numbers" beginnt mit einigen zurückhaltenden Bass-Synths und liefert auf Grund der dumpfen Bassline sowie den straighten Beats eine ordentliche Portion EBM im Dark Techno-Gewand. Der Track ist schön clubbig, spannt den Hörer über längere Zeit auf die Folter und sorgt dafür, dass das Tanzbein nicht auf dem Boden bleibt. Macht durchgängig Spaß beim Zuhören und hebt die Spannung weiter an.
Der gleichnamige Album-Song beginnt daraufhin mit ambienten Geräuschen und moderatem Tempo. Auch hier sorgt erneut eine sich zurückhaltende Sequenz für etwas Spannung, wobei diese nach kurzer Zeit stark von der eindringlichen Bassline eingenommen wird. Das Ganze klingt auf seine Art sehr melancholisch und nachdenklich inszeniert.
"Reduction Of Function" verfolgt einen etwas anderen und glitchigeren Ansatz, denn hier wird vor allem stark auf technoide Club-Beats und eine verspielte Hauptsequenz gesetzt. Der Song gewinnt gut an Fahrt und ebnet einen schön facettenreichen Track, der auf ein abwechslungsreiches Arrangement setzt.
Daraufhin wird es mit "System Anomaly" wieder etwas atmosphärischer und dichter Seitens der Soundkulisse. Dabei wird stark auf langflächige Space Synths sowie einige schwurbelnde Effekte gesetzt. Der Song braucht auch einige Zeit bis er sich aufbäumt, liefert jedoch ein mysteriös-spannendes Gesamtereignis, welches gut unter die Haut geht.
Mit "Time To Reboot" sorgen zunächst einfache Bass-Synths und melodiöse Sequenzen für eine anfänglich klassische Synth Wave-Nummer. Diese wird von vertrauten Breakbeats ummantelt und mit einigen Effekten geschmückt. Das klingt ganz cool, unterscheidet sich jedoch nicht sonderlich von anfänglichen Tracks,
Weiter geht es zur Abwechslung erneut mit einer ambienten Nummer Namens "Energy Shift", die ebenfalls stark auf eine Sci-Fi-Atmosphäre setzt und mit Klangflächen, Bell-Sequenzen und Effekt-behafteten Melodien spielt. Das Ganze zieht sich über weite Strecken hin und entwickelt sich erst zur Mitte von einer Ambient- zu einer Breakbeat-Nummer.
Mit düsteren Synth-Ansätzen legt "Uncharted Territory" weiter nach. Hier tritt vor allem eine tiefliegende Klangfläche im Vordergrund, während Glitches und Tribal-lastige Percussion-Elemente das Ganze weiter abrunden. Zur Mitte hin gesellen sich noch einige hochtönige Synth-Melodien hinzu und baut sich passiv-aggressiv immer weiter auf.
"Within Reach" beginnt mit Noises und leicht pumpenden Drum-Elementen, während eine FM-Sequenz den Ton angibt. Coole Drum'n Bass-Stilistiken sorgen für eine starke Electro-Industrial-Nummer, die von mehreren Effekten überlagert wird. Dieser Track wirkt erfrischend anders und geht gut ins Ohr.
Den Abschluß macht mit über sieben Minuten noch der längste Track des Albums Namens "Lethal Intent", welcher neben ambienten Synth Pads auf eine düstere Bassline und sich verspielt überlagernde Sequenzen setzt. Musikalisch ist das ziemlich stark, wirkt vertraut und liefert das was man erwartet hat.

Fazit:
Man kann an dieser Stelle natürlich anmerken, dass sich viele der Songs und Alben von Holon nicht sonderlich voneinander unterscheiden. Man kann jedoch auch anerkennen, dass der Künstler wirklich innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl wunderschön klingender Songs erschafft. Auch Experiments Against Reality wirkt von Anfang bis Ende wie eine wirklich runde Sache, bei welcher das Zuhören einfach Spaß macht. Allerdings schwächeln hier und da einige Tracks auf Grund dessen, dass diese sich etwas zu sehr in die Länge ziehen und zu wenig Veränderung mit sich bringen. Nach wie vor ist vieles jedoch spannend gehalten und als geneigter Hörer fragt man sich was als nächstes kommt. Nichts desto trotz unterscheidet sich das Album nur geringfügig von seinem, Anfang diesen Jahres erschienenen, Vorgänger Trust The Machine. Neue Fans dieses Projekts finden dabei schnell hinein, wenn man jedoch alles bereits kennt hätte man sich über etwas mehr Abwechslung gefreut. Auch dieses Album ist jedoch wunderbar produziert und berieselt durch verwunschen-dystopische Sci-Fi-Welten. Auch wenn das Rad dabei nicht neu erfunden wird ist es eine schöne Sache!

Lieblingstrack: Experiments Against Reality

Bewertung: 9/10

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